Dienstag, 4. August 2015

Ein Campervan, 3 Verrückte und die australische Westküste


Nun, wie kam es dazu?
Während ich in Bali war, ist Dominik zurück nach Melbourne und zu Vas gekommen. Von Dominik habe ich schoneinmal berichtet, denn er war es, mit dem Markus und ich im März zur Formel 1 gegangen sind. Typisch reisehungrig planten wir gleich den nächsten Trip. Wir kamen schließlich auf die glorreiche Idee, dass es ein Road trip mit Vas sein musste, denn dies war eine einmalige Chance den Westen Australiens mit Freunden zu erkunden und Kosten zu teilen, in typischer Backpackermanier. Vas war schnell überzeugt, denn er hatte diesen Trip schon länger im Fokus. Zu unserer Freude fanden wir sogar die ultimativ günstige  Reisemethode. Einige Autovermietungen suchen nach Leuten, welche deren Autos von A nach B bringen. Dafür zahlt man dann so gut wie nichts, in unserem Fall 1$ am Tag. Haha... :-) Der einzige Haken ist, dass man das gewünschte Auto in einer vorgeschrieben und natürlich kurzen Zeit an Platz B bringen muss. Relocationcars gab uns 6 Tage Zeit für die Strecke Darwin / Perth in einem 2 (3) -sitzer Campervan, sogar mit 100$ Tankgutschein und unsere Entscheidung stand fest. Die Strecke ist mit 4.250 km dennoch nicht von ohne und durch ein paar Sightseeing Highlights auf der Strecke wurden sogar 5.000 km daraus. Aufgrund der beschränkten Zeit die uns zur Verfügung stand entschlossen wir uns dazu den berühmten Kakadoo und Litchfield Nationalpark zuvor in einem separat gemieteten 4-wheel car zu besichtigen. Eigentlich war kein einziges Allradfahrzeug mehr verfügbar zu der Zeit und so freuten wir uns sehr als Hertz uns bei Ankunft am Flughafen von einem SUV dazu upgradete. Viele Straßen in den Nationalparks sind nämlich nur mit 4 - wheel befahrbar, da sie ungepflastert sind und Hindernisse wie Flussdurchquerungen bieten. Darauf freuten wir uns natürlich besonders. Und so kam es zu unserer Outbacktour von rund 6.000 km.
Am Mittwoch, dem 15.07., ging es dann los und ich flog mit zunächst nur Dom früh morgens los. Klar, ausgerechnet unser Flieger wurde gestrichen und mit 3 Stunden Verspätung erreichten wir unseren Tagesstopp Adelaide. Die Stadt an sich war für uns etwas enttäuschend, es fehlte etwas an Kultur, Historie und Sightseeingspots. Vielleicht muss man sich hier auch mehr Zeit nehmen und sicherlich bietet das Umland mit den einzigartigen Weingebieten einiges. Adelaide ist eine hübsche, ruhige und klein gehaltene Stadt, jedoch kann man sie einfach nicht mit Sydney oder Melbourne vergleichen.
In der Nacht kamen wir endlich in Darwin an und trafen Vas, der einen Direktflug gebucht hatte und schon auf uns wartete. Aus Kostengründen und da es schon 2 Uhr war verbrachten wir die Nacht auf dem Flughafen und so begann 5.30 Uhr die von Schlafmangel geprägte Backpackerreise. 3 Tage, von Donnerstag bis Samstag, hatten wir nun Zeit für den ersten Teil unserer Tour mit dem Allradschlitten. Ein ganz cooles Vehikel, das uns zuverlässig mit Spaßfaktor durch alle möglichen Unebenheiten brachte.

Typisches Backpackerfrühstück

Wetland - hier teilt die Straße wundervoll das Krokodil-Wetland von der "Wüste"

Outbackpub

 Die ersten beiden Tage waren für den grandiosen Kakadoo NP reserviert und als erstes wollten wir nun unbedingt die gefürchteten Gestalten dieser Gegend live und in Natur sehen. Wir buchten eine Krokodiltour auf dem East Aligator River. Wir hatten einen original Aboriginal Guide, der uns einiges über die Kultur berichtete und natürlich über die Urzeitmonster, die sich im Fluss tümmeln.







Es handelt sich hierbei um Salzwasserkrokodile, aber auch Wasserpythons. "Salties" sind die gefährlichen Krokodile, die so gut wie alles fressen. Es leben auch ein paar "freshies" also Frischwasserkrokodile dort. Die sind ungefährlich und fressen nur Fisch, wir sahen allerdings nur salties. Wir konnten sogar auf halbem Wege das Boot verlassen und das verborgene und geschützte Aboriginieland betreten.



Erde nach einem Buschfeuer 

Es war eine wunderschöne Landschaft. Aber das kann ich wohl vom gesamten Trip behaupten. Am Abend sahen wir uns den Sonnenuntergang von einem gut besuchten  Felsen nahe Ubirr an.
Felsenmalereien der Aboriginies




Anschließend waren wir ein wenig angespannt, da wir den Campingplatz im Dunkeln aufsuchen mussten,  uns aber das fahren im Dunkeln von der Autovermietung verboten wurde. Und das ist durchaus begründet. Sobald es dämmert werden Kängurus noch aktiver und stellen aufgrund ihrer selbstmörderischen Straßenüberquerung eine große Gefahr da. Ja, sie rennen wirklich direkt ins Licht des Autos diese Idioten. Daher machten wir uns nun auch Gedanken wie wir unsere Tour gestalten würden, da wir später im Campervan täglich um die 800 km fahren mussten. Klar wollten wir tagsüber auch etwas anschauen und nicht nur fahren, aber dadurch blieb uns nichts anderes übrig. In Australien ist momentan Winter und der Sonnenuntergang ist gegen 6 Uhr, daher gab es einen straffen Zeitplan. Am Campingplatz angekommen, richtete ich mir mein Zelt ein und die Jungs verbrachten die Nächte zusammen im Auto. Die ersten Nächte waren am kältesten. Ich glaube das liegt am tropischen Klima und der Nähe zum Äquator. Vas freute sich am zweiten Tag etwas Aktion zu haben, da wir von der Allradfunktion des Autos Gebrauch machen mussten. Der schöne Jim Jim Fasserfall ist mit normalem Vehikel definitiv nicht zu erreichen. Abschnitte mit tiefem Sand, großen Unebenheiten und "Fluss"durchquerungen machen es unmöglich. Im Sommer kann man diese Nationalparks teilweise gar nicht befahren. Dann herrscht Regenzeit und alles ist viele Meter hoch überflutet. Jetzt waren die Flutrinnen eher kleine Rinnsale. Jim Jim ist auch Krokodilgebiet,  wie der ganze Kakadoo NP, aber wir laßen beruhigende Bilder, wie dieses:


Es besagt, dass die Parkranger die Kroks (salties ) jährlich versuchen einzusammeln und in andere Gebiete fahren. Freshies leben hingegen immer hier. Um wirklich beruhigt zu sein hätten wir vielleicht zuvor nicht die Krokodiltour machen sollen, in der wir lernten, dass die Tiere durchaus 20 km Entfernung zurücklegen um neue Gewässer zu entdecken. Hm...dann können sie es auch gleich sein lassen dachte ich mir. ..."Baden auf eigene Gefahr"... Haha. Später dachte ich, dass das gar nicht so abwegig ist, denn die schönen Wasserstellen lassen es einem schwer fallen zu widerstehen.  



...und natürlich sind wir geschwommen ;-)






Wetlands und Yellow Aligator River 

Termitenbauten 






Den nächsten Tag verbrachten wir wie geplant im Litchfield NP. Auch hier gab es spektakuläre Wasserstellen mit Wasserfällen und Aussichtspunkten.



Wohoo, schwimmen mit Krokos (meistens Freshies) und Schildkröten auf eigene Gefahr


Krokodilrevier :-)



Bevor wir Sonntag Morgen unseren Campervan in Darwin abholen konnten, haben wir die Nacht dort in einem Hostel verbracht und etwas von der Stadt gesehen,  die derzeit nur aus Backpackern zu bestehen scheint. In dem Zeitrahmen auch noch betrunkenen und zu jungen Backpackern. Somit traf es nicht meinen Geschmack, zumal die Stadt ohne jegliche Historie und wie Mallorca anmutenden Hotelklotzen an sich auch nicht schön ist. 
Unser Van war cool. Es gab alles an Board: Mikrowelle, Kühlschrank, Wasserkocher, Gaskocher...und ein Bett für zwei,  das die Jungs wieder beanspruchten. 




Eigentlich ist das Auto auch nur für ein Kind mit zwei Erwachsenen ausgeschrieben. Der mittlere Frontsitz bot nichteinmal meinen kurzen Beinen genügend Freiheit, aber wir mussten ja keine langen Strecken fahren. Wir schliefen in Kununurra und hatten auf der Strecke auch nichts zu besichtigen. Wir überquerten allerdings die Grenze nach Western Australia und konnten unsere Uhren zu unseren Gunsten nocheinmal 1,5 Stunden zurück stellen. (2 h Unterschied zu Melbourne, nun wieder 6 Stunden zu Deutschland) 















Montag fuhren wir über Halls Creek und Fitzroy Crossing bis kurz vor Broome. Auf dem Weg lag der Geikie NP mit der schönen Geikie Gorge. 







Diese Felsen wurden über Jahrmillionen so geformt und farblich geprägt durch Monsunzeit (Sommer) bzw Trockenzeit (jetzt, Winter). Kurz vorm erreichen unseres Tagesziels und viel mir am sich vom Sonnenuntergang rot gefärbten Horizont eine ungewöhnliche Wolke auf.



 Nicht nur, dass es die erste nach den letzten 1,700 km war, sondern auch der ungewöhnliche Verlauf war merkwürdig. Schnell war klar, dass das ein Buschfeuer war. Daran ist erstmal nichts so super spannend, denn wir sahen wirklich täglich Feuer. Die Aboriginal People legen regelmäßig kontrollierte Feuer und brennen Schneisen, damit sich ein echtes Feuer nicht so schnell ausbreiten kann und gebremst wird. Die letzten Tage war ich allerdings immer gerade der Fahrer und konnte keine Bilder machen, als wir daran vorbei gefahren sind. Aus diesem Grund freute ich mich über die nahende Sensation und auch Vas verriet uns, dass er unbedingt einmal ein echtes großes Buschfeuer an der Straße in der Nacht sehen wollte. Später fanden wir heraus, dass sich alle Wünsche von Vas erfüllten und so auch dieser. Wir fuhren und fuhren und realisierten die Gewalt und Größe, die uns das heutige Feuer bieten sollte. Noch weitere 10 km und immer noch nur die sich aufbäumende Wolke vor uns. Und auch noch genau in Fahrtrichtung. 


Dann war es soweit und wir sahen unsere Straße direkt in den Flammen und der überdimensionalen Rauchwolke verschwinden. Dies war definitiv ein ausgewachsenes reales Buschfeuer und ich mittendrin. Mein Puls vervielfältigte sich während sich meine Meinung, nun doch nicht hindurchzufahren erhärtete. Zudem man auch wirklich nicht sehen konnte wie lange man durch den dunklen Qualm hätte fahren müssen.   Leider war ich mit meiner Ansicht allein und die Jungs konnte nichts halten. Okay, einer der beiden hat sich auch in die Hosen gemacht, aber unser Fahrer trat schon auf das Gaspedal. Es existiert ein einmaliges Video von der Durchquerung, allerdings kann ich es hier nicht teilen. Bei Bedarf bekommt ihr es per Facebook oder WhatsApp gern geschickt. Wir erreichten zu meiner Freude ohne Brandwunden unser Nachtlager und gönnten uns ein erfrischendes Cider mit den Cowboys des Outbacks. 
Der Dienstag führte uns an den weißen Cable Beach von Broome. 



Diesen kleinen Freund hier habe ich noch entdeckt bevor er sich verstecken wollte 


Dort verzehrten wir mit Blick auf azurblaues  Wasser unser Frühstück und frischen noch ein paar Vorräte auf. Das Städtchen ist hübsch anzusehen und bietet genau die richtige Mixtur aus Tourismus und abgeschiedener Schönheit. Broome war nach knapp 2.000 km wie eine Perle der Zivilisation. Wir hatten im Kopf einen der berühmten Kamelritte entlang des Strandes im legendären Sonnenuntergang zu machen, jedoch konnten wir nicht so lange warten. Die Uhr saß uns im Nacken und wir wollten möglichst viel Zeit im Karijini NP am nächsten Tag verbringen. Die nächsten 600 km bis nach Port Hedland führten durch die Great Sandy Desert, die, oh Wunder, eine große Sandwüste ist. Dort gab es bis auf den Sonnenuntergang nicht viel zu sehen.



Mittwoch war dann der Tag, an dem wir unser zuvor auserkohrenes Highlight, den Karijini NP besuchten. Und... es regnete. :-(



Die Stimmung war am Boden. Wir schauten uns den Circular Pool von der Ferne an 

und fuhren zu den Fortescue Falls wo auch der so hoch gelobte Fern Pool zu finden ist. Und tatsächlich klarte es  noch auf. Im Fern Pool veranstalteten wir einen "Arschbombenkontest" und saßen bezaubert hinter! dem Wasserfall. 







Das war klasse und eine so traumhafte Kulisse! Die Fortescue Falls sahen im Sonnenlicht auch gleich um längen besser aus. Dort rauscht das Wasser über etliche purpurrote Steinstufen in ein Wasserloch. Abends führte uns der Weg zurück an die Küste nach Coral Bay. Dort regnete es auch am folgenden Tag wieder und unsere geplante Schnorcheltour drohte ins Wasser zu fallen. Dabei fiel uns auf, dass sie ja ohnehin im Wasser stattfand und wir liehen uns schließlich Ausrüstung aus. Das Riff im Ningaloo NP war wunderschön und vielleicht sogar noch besser, als das auf den Gili Islands auf Lombok, da es mir größer und gesünder vorkam. Es tummelten sich unzählige bunte Fische unter mir und die Korallen erstrahlen in neon blau und rot. Die klare Sicht in den türkisblauen Indischen Ozean stellte einen tollen Kontrast dar. Sogar einen ca. 1 Meter großen Rochen erspähte ich unter mir! Von der Tiefseenatur entzückt scheuten wir danach die Kosten einer Waltour nicht, die uns wirklich nah an diese Brummer brachte. Einmal mussten wir sogar eine Vollbremsung hinlegen, als sich bei voller Geschwindigkeit mit einem Mal ein Wal direkt vor unserem Boot zum atmen erhob. Wir haben ihn um wenige Zentimeter verfehlt, wenn nicht sogar gestreift. Auf der Fahrt lernte ich einiges über diese Riesen und wir suchten gespannt nach den sogenannten Footprints, die uns verraten sollten wo demnächst ein Wal auftauchen wird. Eine Wissenschaft an sich... :-)



Leider schafften wir es aufgrund der fortgeschrittenen Zeit nicht bis zum geplanten Übernachtungsort und dadurch konnte ich am nächsten Morgen nicht zu meinem Highlight, Monkey Mia. Dort hätten wir die Möglichkeit gehabt mit wilden Delfinen zu schwimmen. Die kommen nämlich täglich, um sich 7.45 Uhr füttern zu lassen. Stattdessen fuhren wir in den wunderschönen Kalbarri NP. 







Achtung ihr Rindviehcher! ; hier sagen wir cattle zu denen 

Das Hawks Head Lookout bietet einen schönen Blick in das zerklüftete Land und vom Ross Graham Lookout geht es zum Natural Window. Das ist eine Felsformation, in die man sich tatsächlich wie in ein Fenster hineinsetzen kann. Also der perfekte Touristenfotopunkt. 









Eine so einzigartig schöne Natur wie dort sieht man selten. Die Felsen haben über die Zeit Schichten aus rotem Stein gebildet, wie ich es zuvor ähnlich schon im Karijini NP gesehen habe. Es war nur noch ein bisschen toller und das Natural Window setzte einen drauf.
 Dieser Nationalpark zeichnete sich außerdem durch seine Wildblumen und farbenfrohen Büsche und Sträucher aus, die im tollen Kontrast zum roten Sand und blauen Himmel bildeten. 




Später in Kalbarri City erspähte ich einen Pelikan, der sich nicht stören ließ, am Strand  des Red Bluff. Das ist ein roter Felsen, der gleich neben dem weißen Sandstrand von Kalbarri empor ragt. 



Es zeigte sich uns dort auch nochmal ein Wal in weiter Ferne. 
Unser letzter Tag brachte uns über die Pinnacles im Naumbung NP nach Perth. Die Pinnacles sind bizarre Felsen, die zu hunderten seltsam 1-5 Meter aus der Erde ragen. Sie sehen fast aus wie Termitenbauten, sind aber tatsächlich aus Stein, wie ich mich belesen habe. Verrückte Laune der Natur. ..




Perth hat sich uns nach den 6.000 Kilometern in schönem Wetter präsentiert und ich mochte diese Stadt gleich. Perth ist, ähnlich wie Sydney, von vielen Wasserarmen durchzogen, die ihm einen entzückenden Spirit verleihen. Es gibt einen wundervollen Aussichtspunkt im Kings Park,  von dem aus dieses Bild entstanden ist. 





Hier hängen Glocken aus dem London Tower drin 

Und so beendeten wir unseren Road Trip voller unglaublich schöner Erinnerungen und ich machte mich aufgeregt auf zu meinem Arbeitsplatz, den ich mir zuvor schon auf einer kleinen Pferdefarm organisiert hatte. Dort hatte ich 5 Pferde zu betreuen. Die zuvor besprochenen 4-5 Stunden Arbeit am Tag stellten sich schnell als Nonsense heraus, es handelt sich viel mehr um einen Full time Job und das auch noch unter Instruktionen einer penibelen und niemals zufriedenen Chefin. Die Pferde und 3 Hunde sind nett und schön um sich zu haben,  aber nach dieser Woche habe ich mich meinen Nerven zu liebe gegen den Job entschieden. Ich wurde täglich verbal zusammen gefaltet und fühle mich natürlich nicht mehr wirklich wohl hier. Meine Chefin weiß nun aber schon, dass ich gehen möchte und ich warte nun nur noch auf den Ersatz für mich.  Ich hoffe mal das dauert nicht zu lange :-)  


Guten Morgen - Kaffee :-)

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