Montag, 29. Februar 2016

Strohhüte und Reisfelder in Vietnam, Halbzeit

Fröhlich strahlend mit dem frisch und sauber eingeklebten Visum konnte es nun losgehen. Abenteuer Vietnam!


 Für den Weg von Sihanoukville bis nach Can Tho ins Mekongdelta habe ich mich für eine Busfahrt entschieden. Viel mehr kommt eh nicht in Frage, da eine Flugreise nicht mit meinem klammen Backpackerbudget zu begleichen ist. Eine interessante Erfahrung der nicht vorhandenen Organisation in asiatischen Ländern. Die Fahrt sollte auf Grund der Grenzüberquerung 10 Stunden dauern und wir konnten 4 mal unseren fahrbaren Untersatz wechseln. Stets Minivans oder Busse, die bis unters Dach mit Menschen gefüllt wurden - im wahrsten Sinne des Wortes. In Gefährt Nummer zwei wurde sogar der eigentliche Gang noch mit ausklappbaren Sitzen bestückt, sodass auch wirklich jeder Quadratzentimeter ausgenutzt wurde. Das Gepäck fand auf dem Schoß Platz, da keinerlei Fußraum existiert. Eine Freude für alle groß gewachsenen Europäer. Irgendwann verschwand auch unser dritter und letzter Reisebegleiter hinter der Grenze, der ohnehin durch nicht vorhandene Englischkenntnisse keine große Hilfe war. Er verfrachtete uns zuvor noch in den Lokalbus. Ihr wisst schon, der mit den Hühnern usw.. Zum Glück fuhr dieser bis zu meinem Reiseziel Can Tho durch, aber die anderen, die alle bis Saigon fahren wollten, sollten an irgendeiner Bus Station, die "bald" kommen sollte umsteigen. Diese Station tauchte nie auf... :-) Keine Ahnung wie die armen dann noch weitergekommen sind, denn es war schon Mitternacht als wir Can Tho passierten. Durch die großartige Organisation hatten wir auch den gesamten Tag keine Essenspause und ich gönnte mir nach dem Früchteteller am Morgen mein erstes Mitternachtsmahl in Vietnam. Pho, die berühmte Nudelsuppe fand ich noch an einem Essensstand nicht weit vom Hotel. Sehr befriedigend, eine Suppe ;-) aber sie war lecker.

 Am nächsten Morgen wollte ich mir dann ein großes Frühstück gönnen und fand ... nix! Okay das ist so nicht ganz richtig, ich fand eine pulsierende Stadt vor, die aus 1,5 Millionen Menschen bestand von denen mir an diesem Morgen niemand mit einem Hauch Englischkenntnis über den Weg lief. Unglaublich! Nicht ein bisschen! Ich dachte es wäre normal, das in der Schule zu lernen. Und meine Dollar wollte mir auch niemand mehr abnehmen. Sowas aber auch. Den vietnamesischen Dong wollten sie alle. Ich musste mir dringend selbst helfen und benötigte Internet! Also Mission SIM Karte. Wieder Läden mit Fragezeichen über den Gesichtern als ich mich versuchte zu verständigen. Nach drei Stunden und ein paar weiteren Problemen war ich dann aber connectet. Schließlich war es schon später als gedacht und ich wollte in mein neues Hotel, was etwas weiter außerhalb der Metropole (4. größte Stadt Vietnams!) gelegen ist. An dieser Stelle kollabierte mein angespanntes und durch nicht-essen und wenig Schlaf ausgebranntes Nervenkostüm. Ich lief heulend durch die Straßen von Can Tho. So ein blöder Motorradfahrer aber auch, der zunächst nicht fähig war mein Hotel zu finden und dann auch noch dreist viel zu viel Geld verlangte. Es brauchte mich allerdings schon eine Stunde um diesen Fahrer zu finden. Die Stadt war so erbarmungslos nicht-touristisch. Genau das was ich also wollte, haha. Naja, in diesem Stadium wollte ich schon doppelt bezahlen und ein anderes Hotel suchen, was ich selbst zu Fuß erreichen konnte. Klar hörte ich "ausgebucht" an den Schaltern. Ich traf an diesem Tag einen einzigen weißen Touristen!

Dann wendete sich allerdings doch noch alles zum guten und ein fähiger Fahrer brachte mich nach 30 min Umwegen in mein ersehntes Hotel, was sich als Resort entpuppte und mir ein Gefühl verschaffte im Garten Eden gelandet zu sein. Man, das war versteckt und abgelegen! Direkt an einem Kanalarm begrüßte mich der freundliche alte Besitzer mit ein paar Brocken englisch und ich war selig. Ich konnte meinen Augen kaum trauen als er mich dann durch die grüne Oase er Anlage zu meinem Bambusbungalow brachte, was ich ganz allein bewohnte.





Die Hausherrin bei der Essensvorbereitung, mmmh



Das war ein typisch vietnamesisches  Frühstück mit "Süßigkeiten" aus Reis, u.a.


Überhaupt war nur ein weiterer Gast auf dem Gelände. Mit ihr befuhr ich am nächsten Tag zig Kilometer entlang der Mekongarme. Es war  so traumhaft. Grün, ein Augenschmauß, mit allen möglichen Obstbäumen und Häuschen entlang des Wassers. 



Wir probierten einige der Früchte 






Reisbauer  bei der Arbeit 


Lecker Mittag




Meine in den letzten Tagen seit Kampot wieder aufgekommene Erkältung bremste mich dann in einer neuen Form nochmal komplett aus, als sich mein Mageninhalt innerhalb der Nacht nach Krämpfen entlud. Immer wieder mal was neues, dachte ich mir. Ist ja auch langweilig immer nur Fieber und Husten. Meine für den Morgen gebuchte Bootstour zum größten schwimmenden Markt wollte ich aber trotz schlafloser Nacht nicht verfallen lassen. Schließlich bin ich ja für Abenteuer in Asien und bezahlt war es. Eh schlaflos viel es leichter mich in der Früh halb vier aus dem Bett, in das Boot zu begeben, was mich direkt vor dem Resorteingang abholte. Es war wirklich sehr interessant zu sehen wie allerhand Waren von Boot zu Boot verladen wurden und gehandelt und gefeilscht wurde. Ich schätze an diesem Morgen waren etwa 200 Boote vertreten über 2 Kilometer auf dem Fluss. Ich besuchte auch noch eine Reisnudelfabrik bevor ich zurück in mein Bett sank, mir eine weitere Nacht hinzubuchte und ausspannte.












Häuser entlang des Kanals 



Nächster Halt für mich war in Ho Chi Minh (Saigon), der größten Stadt Vietnams mit 10 Millionen Einwohnern. Und im übrigen 8,5 Millionen Motorrädern bzw Rollern. Entgegen meiner Erwartung mag ich die Stadt durchaus. Es war grün mit Parks, allen möglichen Shops und Restaurants die wir auch kennen. Überraschend sehr europäisch kann man sagen. Ich unternahm eine Tour zu den Cu Chi Tunneln. Die Vietnamesen haben sich im 2. Weltkrieg ein riesiges Unterirdisches Labyrinth geschaffen um den Bombenabwürfen der USA zu entfliehen. Teilweise lebten die Menschen ganze zwei Jahre unter der Erde und konnten nur sporadisch während der Nacht heraus kommen. Und das in Gängen mit 50 cm Höhe und stockfinster! Es war sehr Respekt einflößend diese Informationen zu bekommen.






Typischer Streetfood Stand 





Jetzt ist es passiert! Ein Jahr blieb ich verschont. Und nun trifft auch mich der Albtraum aller Reisenden. Die wohl am meisten gefürchtete Plage, ich kam nicht drum herum. Ironie des Schicksals, denn in letzter Zeit habe ich öfter daran gedacht. Am Abend geht man ahnungslos in sein Bett und am nächsten Tag stellt sich nach und nach Gewissheit ein. Man wurde von ungebetenen Gästen nächtlich angezapft. Es handelt sich um Bed Bugs - Bettwanzen. Kleine Flohartige Biester, die sich vom menschlichen Blut ernähren und die man in Hotels ab und an findet. Die Viecher haben mich am ganzen Körper zerstochen. Die Stiche jucken höllisch und das kann zwei Wochen dauern. Das Problem besteht im loswerden der Bed Bugs, denn ähnlich wie Zecken sind die gar nicht leicht tot zu kriegen und verstecken sich in Kleidung und allem was sich eben anbietet. Sollte ich nach meiner Abreise in Saigon welche in meinem Gepäck mitgenommen haben nach Mui Ne, dann Prost-Mahlzeit. Ich müsste alles heiß waschen, was gar nicht einfach zu organisieren ist hier in Asien. Und dann gibt es ja auch Dinge die ich gar nicht waschen kann, wie den Rucksack zum Beispiel. Also im Moment hoffe ich noch auf ein Wunder, dass ich sie nicht mitgenommen habe.

Mui Ne ist 5 Stunden nördlich von Saigon und soll das Mekka der Wassersportler sein. Surfing, Windsurfing, Paddleboards und der beste Kitesurfstrand in Asien. Das sagte mir zumindest der Kitesurflehrer, denn ich habe mich nach einer Trainingseinheit erkundigt. Man beherrscht es wohl nach der 7-stündigen Lehrstunde über 2-3 Tage verteilt, aber ich habe mich gegen die 320 € an Kosten entschieden. 
Vielmehr bin ich früh 4 Uhr aus dem Bett gekrochen um mir den Sonnenaufgang über der weißen Sanddüne anzusehen und auch noch eine rote Sanddüne wo man mit mithilfe eines Unterlegers Marke Arschrutscher herunter gleiten konnte. Anschließend waren wir noch am Hafen der Stadt und haben die Lokals beim morgendlichen Handel mit Seafood beobachtet und haben noch den Fairy Stream besucht. Ein kleines Bächlein, was sich idyllisch entlang einer rot-weißen Sandsteinformation schlängelt.

Das ist ein Schlafbus 





















Da ich mich gegen Kiteboarding entschieden habe, fuhr ich nach zwei Nächten weiter ins Hochland nach Dalat. Das war mein erdachtes Highlight von Vietnam, da ich von vielen nur positives darüber gehört habe und Natur mit Wasserfällen und Bergen auf mich warteten. Schon die Fahrt war spektakulär schön, wie wir die doch recht großen Berge nach und nach erklommen in unserem kleinen Van. Und ich sah nach ewiger Zeit, es muss irgendwann in Australien gewesen sein, wieder Wolken. Es war wechselhaft und nieselte ab und an. Schön. Auch war es merkliche 10℃ kälter dort in den Bergen von Dalat (22℃). Ich kramte lange Hosen und Pulli aus dem Rucksack hervor. Endlich lohnt sich das rumschleppen der Klamotten mal wieder dachte ich mir. Gleich nach Ankunft fuhr ich spontan mit einem Briten zum Berg Langbiang um den kleineren Gipfel (1900 m) noch vor Dunkelheit zu erklimmen. Es war ein schöner Walk, endlich wieder nach so langer Abstinenz. Meine mangelhafte Ausdauer bescheinigte mir dies schonungslos.

Traffic jam

Hauptsache die Polizei hat coole Autos 






Also wirklich,  Geschmack kennt Grenzen 

Da nach der Tour der Tank des Rollers noch immer voll war und irgendein Gefühl mich zurück hielt, entschied ich mich dafür den Scooter noch einen Tag zu behalten und die Canyoning Tour noch nicht zu buchen. Ich fuhr am Morgen zuerst zu einer an einem See gelegenen buddhistischen Tempelanlage. Diese hat mich sofort in den Bann gezogen.
Trotz Besuchertrubel fühlte ich eine enorme beruhigende Ausstrahlung. Der Durf der Gebets-Räucherkerzen und der dumpfe Hall der von den Mönchen geschlagenen Glocken hüllten alles mystisch ein.






Anschließend fuhr ich zum nicht weit entfernten Datanla Wasserfall. Ich war nicht zu geizig 2 Euro Prämie zu zahlen und die Sommerrodelbahn zu benutzen, um mir den Fall von unten anzusehen.



Danach wollte ich mir Chua Linh Phuoc ansehen, ein weiterer buddhistischer Tempel, aber in total anderem Stil. Es war kunterbunt und bestehend aus 1000den kleiner Mosaik-Porzellan-Teilchen. Es sah atemberaubend aus. Und als ich die große Gebetshalle betrat stockte mir wirklich der Atem. Aber Bilder sagen mehr als 1000 Worte.






Danach musste ich den Tag erst einmal Revue passieren lassen und verarbeiten. Ich fuhr einfach drauf los ins blaue, ja oder grüne vielmehr. Ich kam zum Prenn Wasserfall. Nettes Geplätscher aber dem Straußen- und Elefantenreiten kann ich nun gar nichts schönes abgewinnen. Ganz schlimm.








 In Dalat gibt es ein paar etwas extravagante Gebäude. Der passende Name "crazy House" kommt nicht von ohne. Dieses Hotel ist wirklich etwas besonderes und ich konnte nur staunen über den Ideenreichtum und die architektonische Leistung des Künstlers hier. Eine ähnlich hergerichtete supercoole Bar hatte ich schon am Vorabend entdeckt.






 Am Ende des faszinierenden tollen Tages erreichte mich dann noch eine sehr traurige Nachricht. 3 Briten sind beim Canyoning am Datanla Wasserfall, wo ich am Morgen war, umgekommen. Ich hätte genau so gut eben diesen Trip machen können an dem Tag und dabei wurde mir ganz anders. Ich habe den festen Plan dieses Actionabenteuer auszuprobieren sofort verworfen. Ich begebe mich viel lieber auf meinen sicheren Füßen (hoffentlich) auf Wanderschaft. Es war allerdings auch eine etwas verworrene Route auf den Langbiang Berg. Diesmal wollte ich es bis zur Spitze bei 2.167 m schaffen. Der Track fing gut an aber dann verlor sich die Spur des Weges gänzlich und ich startete einfach querfeldein durch. Also querbergauf?! Auf jeden Fall war es irre anstrengend und spannend ob ich denn irgendwann auf den normalen Weg stoße oder so den Gipfel finde. Ich bin angekommen, aber dort oben saß eine dicke fette Wolke fest. Dennoch war die Wanderung ein guter Fitmacher. Ich schiebe es mal auf meine lange Krankenakte, dass meine Ausdauer nun wirklich zu wünschen übrig lässt.








Dalat hat mir wirklich super gefallen und ich reisen mit unzähligen tollen Erinnerungen weiter.

Mein weiterer Weg brachte mich mit dem Nachtbus in 18 Stunden nach Hoi An, ein ganzes Stück nördlich an der Küste. 
Und was soll ich sagen - wieder Fieber, aber dafür Zeit den Blogeintrag zu vervollständigen. Ich war nun auch beim Arzt und bin optimistisch,dass mir seine Medikamente nun endlich helfen. :-)