Montag, 31. August 2015

Becoming a real Cowgirl


Wir kamen Montag Abend an unserem Zielort an, den wir allerdings nur durch Joe fanden, der an der Straße in seinem UTE schon auf uns wartete. Joe ist einer der sechs anderen Backpacker, die wir vorfanden und mit denen es nicht schwer war sich sofort super zu verstehen. Zur Crew gehören:
Joe, der mit seiner Freundin Polly aus England stammt und schon ein paar Jahre auf reisen ist. Eine echte Frohnatur und stets mit einem lächeln unter dem dichten Bart, der in zum echten Buschmann kührt. Polly ist ebenfalls eine ganz liebe, mit der wir allerdings leider nur eine Woche verbrachten , da sie für ein paar Festlichkeiten einen Monat zurück nach England geflogen ist. Mit von der Partie war Lars, der ursprünglichen aus der Chemnitzer Ecke kommt und Laurent aus Frankreich, der zuvor  schon ein paar Monate auf einer anderen Rinderfarm Erfahrungen gesammelt hat. Die vier haben gemeinsam schon vor 3 Monaten auf Roy Hill angefangen und konnten uns gut einarbeiten. Mit uns kam Tony und Rémy an. Ersterer stammt aus Kenia, lebt aber in Perth mit seiner angehenden Frau und seinem Kind und Rémy ist unser Koch. Diese Tätigkeit verübt er mit Genugtuung und wir verehren ihn alle für die exzellente Versorgung, die er uns zuteil kommen lässt. Wie beschrieben verstehen wir uns super und jeder hat seinen eigenen  vier Wände, in denen wir schlafen oder uns zurück ziehen können. Auch der Boss, der auf den Namen Brian hört, ist okay und im Grunde ein echt guter Kerl. Wieder sind wir in Containern untergebracht, allerdings sind diese hier ziemlich geräumig und recht komfortabel. Ich fühle mich darin pudelwohl. 

Eine australische Farm kann man sich nicht wie in Europa vorstellen. Es gibt keine Ställe oder Melkanlagen. Nur unsere Container mit Küche und eine große Werkstatt bilden die Zentrale, denn unsere Rinder sind wild und leben auf dem unvorstellbar riesigen Territorium der Roy Hill Station. Eine Station nennt man hier in Australien diese Art von Farm, die von dem Verkauf der Tiere lebt. Roy Hill ist 400.000 Hektar groß. Eine Fläche so gigantisch wie 3 mal London und unvorstellbar, selbst für mich , da ich hier bin. Niemand weiß wie viele Cattle, das ist englisch für Rinder, hier leben. Des weiteren grasen hier natürlich Kängurus, die großen roten , und es gibt Emus. Noch faszinierender für mich sind allerdings hunderte von Wildpferden, von denen ich heute eine Gruppe gesehen habe, die von meinem Jeep aufgescheucht neben meinem Auto hergaloppierten. Wie im Film sage ich euch. Es gibt auch Wildhunde, die Dingos und wenn man eine Masse von gigantischen Adlern kreisen sieht, weiß man, dass wohl eines der Cattle auf der Strecke geblieben ist. Natürlich müssen wir uns auch vor Schlangen und Spinnen in acht nehmen, aber das ist inzwischen ja schon ziemlich normal für mich geworden. Was es nicht gibt sind Krokodile, wie auch, denn es ist alles sehr staubig und trocken hier im Outback. Die Regenzeit ist vorüber und wir dünsten in der Regel bei über 30℃ und purer Sonne. In einem Monat schon kann das Thermometer durchaus 50℃ anzeigen, dann werden wir unsere Arbeit hier beenden, da es für die Kühe dann zu heiß wird. 
Den ersten Tag schnupperten wir noch etwas hinein und konnten unsere zukünftigen Vehikel reparieren. Unglaublich, ich werde auch noch zum Mechaniker-Girl... Die Jeeps und UTE's müssen bei der Muster, der Jagd nach den Rindern, einiges mitmachen, wie wir schon direkt am zweiten Tag erfahren durften. Mustering ist in der Regel einmal in der Woche,  am MITTWOCH. Jeder hier fiebert diesem Tag entgegen und freut sich mit Spannung darauf. 
Entsprechend hoch war unser Adrenalinspiegel, als Cédric und ich unseren zugeteilten UTE am Morgen bestiegen. Wir wussten lediglich, dass es super sein soll und wir mit Helikoptern nach den Rindviechern jagen sollten. 





Und es war super. Aufregend, spannend, atemberaubend, eindrucksvoll, heiß und stressig beschreibt es vielleicht treffend. Zwei Helikopter starteten schon im Morgengrauen mit dem zusammentreiben des so genannten Mobs. Wir stießen einige Stunden später dazu, als bereits ein großer Pulk gebildet war und dann hieß es diesen nicht zu verlieren. Klar sind die Tiere nervös und normalerweise stört sie auch zum Teil jahrelang keiner im "sich fortpflanzen". Da geht es mit dem Auto über Stock und Stein, durch Büsche und durch Flüsse, eine tolle Allraderfahrung! Es ist super cool, wenn man auf der Hatz ist und im Rückspiegel die Helis sieht, die ständig mit weiteren Rindern zum Mob stoßen.
Das geht so für Stunden und einige Kilometer bis zu dem Yard, dass zuvor von uns gebaut wird um die Tiere festhalten zu können. Denn der Job ist mit dem einfangen noch lange nicht getan. Nein, ein langer Weg liegt an der Stelle noch vor einem bis Samstag morgens die sogenannten Roadtrains, die LKW, unsere Cattle abholen. 





An diesem Tag endeten wir mit ca. 1.000 Rindern in unserem Yard, die wir zunächst in Bullen und "den Rest" sortierten. Das sortierten geht dann weiter die nächsten Tage und die Tiere werden auch geohrmarkt und zum Beispiel die Hörner gestutzt.  Dabei treiben wir im Yard die Cattle von Paddock zu Paddock, was ziemlich gefährlich ist. Vielleicht kann sich das der ein oder andere von euch nicht vorstellen, aber ein Rindvieh, dass das letzte Mal vor Jahren oder gar noch nie einen Menschen gesehen hat rastet nicht selten völlig aus und dreht dann völlig kopflos einfach nur durch. Wir müssen daher immer auf der Hut sein um schnell auf einen Zaun springen zu können. Im Yard schlägt das Herz immer schneller und das Adrenalin schießt ins Blut. Das ist der harte und oft auch nicht schöne Part des Jobs. Schweiß, Blut, Staub und Hitze prägen den Alltag und lassen einen ein "dickes Fell" bekommen. Das braucht man als Tierliebhaber hier auf jeden Fall! Es kommt nicht zu selten vor, dass Brian sein Gewähr, welches zum Schutz von uns da ist oder zur Erlösung von Qualen, auch benutzen muss. Nun habe ich sicher ein paar romantische Illusionen über das Cowboyleben zerstört, aber ob ihr es glaubt oder nicht, es ist dennoch einfach nur toll und eine Lebenserfahrung für die ich so dankbar bin und die ich nie vergessen werde. Es ist einfach nur gigantisch dieses echte Outbackleben leben zu können und ich kann es kaum fassen! 


Atemberaubende Bilder habe ich in meinen Erinnerungen, von glühend roten Sonnenuntergängen über den in Staub gehüllten Köpfen von hunderten Rindern. Das kann mir keiner nehmen. Und es sind Erfahrungen, die ich ansonsten nie hätte machen können.
Das Team ist auch froh uns im Boot zu haben, da wir uns gescheit anstellen und so sind alle glücklich und zufrieden.
Aufgrund der guten Schule bei meinen Eltern konnte ich am 3. Tag auch direkt auftrumpfen und half einer Kuh beim Kalben. Da die anderen das noch nie gemacht haben war ich natürlich der Held. :-) Das Kälbchen war auch okay und kam etwas später auf die Beine, aber an dieser Stelle höre ich besser auf und verschone euch zarte Seelen mit dem Ende der Geschichte.
Das ganze ist wie ein Traum und echt cool dennoch harte Arbeit und unsere Tage sind lang. Normalerweise starten wir 6 Uhr und beenden unsere Arbeit mit Sonnenuntergang gegen 6 Uhr. Um unsere Akkus wieder aufzuladen haben wir Sonntags frei. Ich hoffe ich kann einiges an Geld sparen hier, da man keine Möglichkeit hat welches auszugeben und das fabelhafte Essen und die Unterkunft inklusive sind. Ich hoffe nur dass ich gesund und in einem Stück bleibe, dann ist alles gut. :-) 


1 Kommentar:

  1. Wärst du nicht ab und zu auf den Fotos zu sehen, würde ich nicht glauben, dass du die Fotos gemacht hast und das wirklich erlebst. So schön sind diese und deine Schilderungen sowieso. Ich bin stolz und auch ein bisschen neidisch auf dich. ;-) Pass auf dich auf Cowgirl! :*

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