Sonntag, 25. Oktober 2015

Going back, out back !

Cowboysden kleinen entdeckte ich am meinem letzten Tag auf der Station. Seine Eltern sind vor uns geflüchtet aber er hat das scheinbar nicht realisiert. #juhuuu#

Kamelspuren :-) 



Bore-Buddies, Bradley & ich 

Ein Dingo , neugierig beäugt von einem Kalb

Känguru - Jack

unser letztes Yard

Während der Muster , der Helikopter bei der Arbeit



Vorm ersten Regen

Durstig der kleine, hat nach jedem Tropfen geschnappt

Ich mit meiner Tagging Zange


Keine Damenhände mehr

v.r. Gabriel, Bradley, Tom, Brian, Cédric, Roy, Jim, Benni und ich 

Mittagspause für Cowboys
Nach vielen Fragen und Interesse an Details bekommt ihr nun einen tieferen Einblick in mein Leben auf der Roy Hill Cattle Station.

Inzwischen mussten wir einen Teil unserer Crew schmerzlich verabschieden. Lars wird nach 4 Monaten auf der Farm seinem Backpackerleben folgen und weiterreisen, Joe trifft Polly wieder und sucht mit ihr nach einer neuen Arbeit und neuen Erfahrungen und mein Laurent kann nicht länger in Australien bleiben, da sein Visa ausläuft. Auch Tony, der erst mit mir angekommen ist verlässt uns schon wieder und wir haben eine vom Grunde auf neue Crew. Was auf der einen Seite ziemlich traurig ist, bringt auf der anderen Seite neue interessante Leute und Austausch.
Dank Laurent habe ich nun auch einige richtig gute Bilder von der Farm. Er ist wirklich ein begnadeter Photograph und stellte mir ein paar seiner wundervollen Ablichtungen zur Verfügung. Einige Bilder von ihm und der Station könnt ihr bei Interesse online auf seinem Facebook Profil einsehen oder in seinem Blog. (Laurent Thézé - Trips n' Shots @ Facebook  or https://thezelaurent.wordpress.com/ ) Er veröffentlichte auf seiner Seite unter anderen auch ein Bild von mir, welches tatsächlich von einem recht großen Verleger, dem Outback Magazin, publiziert wurde. Ich bin nun also auch Cowboy-Model. ;-)

Nachdem wir uns von einem deutschen Mitglied verabschiedeten, begrüßten wir nun Gabriel aus Hamburg und Tom aus Wilsdruff. Ha, was die Welt nicht für ein Dorf ist. Außerdem hießen wir Roy und Bradley als echte Australier herzlich willkommen.

Nun zur genaueren Standortbestimmung:
Unser nächster Kontakt zur Zivilisation ist Newman, welches man 100 km südlich in einer Fahrstunde erreicht. Diese Kleinstadt wurde für die Minenarbeiter errichtet und bietet nicht besonders tolle Attraktionen. Die gesamte Gegend der Pilbra Region um uns ist sozusagen vermient. Keine Sorge, keine Überbleibsel aus dem zweiten Weltkrieg oder ähnliches. Nein, es ist eine einzigartig ergiebige Region für Eisenerz und mit aus diesem Grunde ist die reichste Person Australiens und die reichste Frau der Welt unsere Nachbarin. Gina Rinehart ist Eigentümerin einer angrenzenden riesigen Mine.

Nördlich befindet sich in ca 250 km Marble Bar als nächster Ort. Er ist bekannt als der heißeste Ort Australiens und im Guiness Buch der Rekorde, da das Thermometer hier für 160 Tage nicht unter 37,8  Grad gefallen ist. Ihr ahnt nun also, dass ich nicht friere und wir uns am Ende des Tages auf unsere kalte Dusche und Klimaanlage im Zimmer freuen. Die letzten Tage heizten uns mit 39 Grad ein und es ist gerade einmal Frühling. Seit dem ich auf der Farm bin hatten wir nie Regen und gerade einmal einen Morgen mit ein paar Wölkchen. Doch nun kündigt sich langsam die anstehende Regenzeit an und die Hitze des Tages wird ab und an durch ein paar kräftige Monsunregengüsse durchbrochen werden. Ich habe mich ganz gut an diese heißen Tage hier gewöhnt mittlerweile und manchmal, wenn wir in den Genuss eines zeitigen Feierabends kommen, stürze ich mich auch in die kalten Fluten des sich an der Farm entlangschlängelnden Fortescue Rivers. Hier habe ich eine ganze Menge "Wildlife" zu Gesicht bekommen.

Der Fortescue River ist auch das einzige Gewässer im weiten Umfeld. Die Farm und die Tiere auf der Station werden durch Brunnen mit angeschlossenen Wasserpumpen versorgt, welche wir auch täglich warten müssen. Und genau das ist ab nun mein Job, nachdem wir die mustering Saison mit einem Tränchen im Auge verabschiedeten. Zwei Monate "chasing cows" haben nun leider ein Ende und gekürt wurde der Schlussstrich, indem wir die allerletzte Kuh in unserem Yard in die Freiheit entließen, da sie nicht mehr mit auf den Truck gepasst hat. Was für ein Schicksal!
Nun trage ich also den Titel bore-run-girl und diese Aufgabe macht mir Spaß, denn ich kann den Großteil des Tages im Outback verbringen, um in meinem Ute zu den über 20 Wasserstellen zu fahren. Auf meinem Weg kann ich einige Tiere sehen und mache auch noch unsere Rinder glücklich indem ich sie mit frischem Wasser versorge.

Die Geschwister Murray und Ray Kennedy sind die Eigentümer der Roy Hill Station. Die beiden haben schon über 80 Jahre auf dem Buckel, sind aber dennoch recht agil und geben uns hin und wieder eine Hand auf der Farm. Die Station ist in ihrem Eigentum seit den 70ger Jahren und sie machten aus der einstigen Schaffarm eine Rinderfarm. Auf den 330.000 Hektar Land leben heute geschätzt 30.000 Rinder. Davon wurden in diesem Jahr schon 7.000 verladen und verkauft. Die Rinder sind ein Mix der gebährfreudigen Rassen Santa Gertrudus und der australischen Short Horns. Um die Tiere etwas "kleiner und runder" zu bekommen hat Brian vor einer Woche 60 Dreadmaster Bullen hinzugekauft. Die dürfen in den nächsten Jahren hier ihren Spaß mit den Kühen haben und ihre Gene verteilen. Der Preis für einen dieser Einjährigen liegt bei etwa 1.400 € pro Stück. Durch die Muster erzielt die Farm einen Erlös von +/- 250.000 € pro Woche. Das hört sich enorm an, jedoch bleibt leider nicht viel Gewinn für die Kennedys hängen am Ende. So viel zu den betriebswirtschaftlichen Details ;-)


Nun lasst mich euch einen Tag ins Outback mitnehmen, so wie ich hier nun 8 Wochen verleben konnte:
"Let me take you back, out back."

Es ist Sonnenaufgang, 6 Uhr morgens, die Dieselmotoren surren und unsere Ute's lassen riesige Staubwolken aufwirbeln die langsam entlang des roten, ungeteerten Weges ziehen, der zum Cattleyard führt. Es ist Mittwoch, mustering day, und die Spannung lässt sich in unseren Gesichtern ablesen während wir geduldig auf das Startsignal warten. In der Ferne sieht man hin und wieder die Helikopter über den Büschen kreisen und aus der Radioanlage hören wir nun endlich Niffy, eine unserer Piloten, in kratzendem, verzerrten Ton, dass wir nun gebraucht werden um den Mob in unser Yard zu bringen. Zu diesem Zeitpunkt saßen Niffy und Jason schon 3 Stunden in ihren kleinen Helikoptern und trieben Rinder mit waghalsigen Manövern aus ihren Verstecken unter Bäumen und aus kleinen Wäldern hervor. Sofort schießt das Adrenalin in unser Blut und unsere Jeeps geben extra lautes grölen von sich, als wir nun über Stock und Stein und durch tiefe Gräben rumpeln.
Manchmal lässt sich wirklich nur erahnen was durch die Radioanlage gesprochen wird, da es zu zerkratzt ist, aber wenn die Lautstärke abrupt ansteigt und man Brian etwas ins Mikrophon schreien hört, vergewissert man sich besser schnell seiner Position. Oft ist dann ein Jeep genau an verkehrter Stelle, nämlich dort wo wir die Herde eigentlich hintreiben wollen. Es ist gar nicht so einfach und bedarf einiger Übung mit einem Auto den Mob aus 300 bis über 1000 Tieren in die gewünschte Richtung zu treiben und dafür zu sorgen, dass sich keines von der Herde absondert und aus dem Staub (oder in den Staub :-) ?!) macht. Wenn wir den heikelsten Part gemeistert haben und wir aus den Buggies springen um das große Eingangstor zum Yard zuzuschlagen und zu verriegeln atmet Brian tief aus und es purzeln einige Steine von seinen Schultern.
Die Cattlecrush schlägt mit einem lauten Knall auf und läutet unseren Nachmittag im Yard ein. Staubwolken hüllen uns ein, als die ersten Rinder durch das Race laufen, um zunächst von den Bullen getrennt zu werden. Auch hier geht es mit höchster Konzentration an allen Fronten voran, denn eine Färse oder Kuh im Bullyard würde mit großer Wahrscheinlichkeit die Nacht nicht überleben. Jeder ist auf der Hut um einer Attacke zu entgehen.
Und dann taucht er auf, aus einer Staubwolke die er mit seinen donnernden Hufen aufgewirbelt hat. Ein Bulle wie gemalt, in meinem Yard, wenige Meter entfernt. Er erstarrt und fixiert mich. Jeder weiß, was folgen wird. Ich treibe gerade Rinder in die Crush, als ich ihn nun im Augenwinkel auf mich zurennen sehe. Ein mehr oder weniger galanter Sprung auf das Gatter des Races rettet mich vor seinem monströsen Schädel, der nun mit voller Wucht nicht gegen mich, aber dafür gegen das Eisen schlägt und mich mal eben einen Meter weiter versetzt. Puhhh, Glück gehabt Julia!
Die physischen Anstrengungen und persönlichen Risiken auf Cattle Stations sind nicht vergleichbar mit jedem anderen Job. Nicht umsonst rangiert der Beruf auf Nummer 1 der roten Liste der Versicherungen in Down Under. Als Cowboy ist man sich dessen bewusst und findet gefallen daran und mit den meist gleichaltrigen
Kompanen macht die Arbeit gleich doppelt so viel Spaß.  Nicht zu vergessen die Vielseitigkeit des Jobs. Hier sind wir alle all-time all-rounder. Jeder kann schweißen, die Wasserpumpen der Brunnen betreiben, Wasserleitungen, Zäune und Generatoren reparieren, mustern (natürlich), Ölwechsel durchführen und überhaupt das Fahrzeug fahrbereit halten, Gabelstapler fahren, kaputte Reifen reparieren, Rinder verladen, ein Yard versetzen... die Liste ist unendlich.
Wenn das Licht des Sonnenunterganges die ohnehin rote Staubwolke über unserem Cattleyard in atemberaubende Farben taucht und unsere Rinder genüsslich am Heu knabbern, treten wir die Heimfahrt an. Mit knurrendem Magen und Gesichtern bedeckt von einer dicken Staubschicht, die uns alle ein wenig lustig ausschauen lässt, lassen wir unsere Ute's nach Hause rollen und genießen die Stille der vorbeiziehenden Wildniss.

Ja ich habe sie wirklich geliebt, diese Tage im Yard. Nach dem eigentlichen mustering day sortierten wir die Rinder die folgenden 2 Tage in Gruppen wie z.B. Weaner oder Mediums. Dabei stutzten wir auch die Hörner, kastrierten kleine Bullenkälber, verpassten die Farm spezifischen Ohrmarken und setzten den tag, einen kleinen "Ohrring", der Informationen zur Abstammung des Rinds verrät. Aber dazu habe ich ja auch schon im vorangegangenen Blog berichtet. Schade, dass es mir nicht möglich ist Videos und diesmal sogar Fotos erfolgreich hier hoch zu laden, aber der Speicherplatz meiner Kamera ist schon damit ausgeschöpft, sodass ich wenn ich einmal Zeit habe eine Art Kurzfilm zusammen stellen möchte. Den kann ich euch später persönlich zeigen oder als Link senden. Dann habt ihr eine echte Vorstellung vom Leben und den Abenteuern hier.

Ich plane bis Dezember auf Roy Hill zu bleiben und noch ein paar Groschen zu verdienen, bevor ich dann Asien genauer unter meine Lupe nehme nächstes Jahr, um im April/Mai dann in die Heimat zurück zu kehren. Nun, das ist Zukunftsmusik. Lasst uns den heutigen Tag genießen und im Moment leben :-)