Montag, 21. Dezember 2015

Trip to "the Tip"


Cape York, das ist pure Natur auf 150.000 qkm. (Jemand sagte mir das sein in etwa Großbritannien) Ich habe gelesen, dass auf diesem 0,1% Teil Australies über 50 % der vertretenen Tiere leben, speziell in der Vogelwelt. Baumkängurus,  Salzwasserkrokodile, der schwarze Palmenkokatoo und der geschützte Kasuar sind hier zu Hause um nur einen kleinen Teil zu erwähnen. Regenwald umsäumt die weißen Strände und auf dem Festland finden sich herrliche Lagunen in denen man (wenn auch selten) baden kann, gibt man etwas vor den Krokos acht. Dieser nördlichste Teil Australiens ist noch immer zum größten Teil von Aboriginals besiedelt. Und diese tolle Gegend sollte nun mein nächstes Abenteuer werden. 

Am Samstag, dem 05.12. ging es los und wir wollten uns 2 Wochen Zeit nehmen. Zwei Wochen im Zelt schlafen, sich von Pasta und Thunfischkonserven ernähren und hoffentlich ein paar tolle Abenteuer in der Wildnis erleben, das war die Hoffnung. Wir, das waren Olivier und Pierre aus Frankreich, die ich begleitete.

Am ersten Morgen war Nicolaus. Als ich aufgestand und erwartungsvoll aus meinem Zelt schaute, fand ich allerdings nur Ameisen in meinen Flip Flops. Ich vermute der alte Mann vergaß Cape York, da es ohnehin so gut wie nicht besiedelt ist. Weihnachtsstimmung kommt bei über 30℃ und Sonnenschein eh nicht auf. Wir machten uns also gut gestimmt auf zur Spitze des Capes, welche wir in 500 km erreichen sollten. Insgesamt waren es wohl rund 1100 km von Cairns bis zur Spitze und etwa 2000 km auf dem Rückweg, da wir dann nicht den direkten Weg nehmen wollten, sondern ein paar schöne Strände und Nationalparks inspizieren wollten.
 
Am Abend erreichten wir den Ozean (Torres Strait) in Seisia, wo wir am Strand schliefen nachdem wir das erste mal im Strandsand stecken geblieben waren und ein paar Aboriginals uns geholfen haben. Die Sonne versank in der See und wir ließen die Eindrücke des Tages am Lagerfeuer Revue passieren. Ein seltsames Gefühl war das, als ich mir vorstellte, dass meine Familie zu Hause nun in Weihnachtsstimmung ist. So fern, wie auch die Distanz.

Montag fuhren wir zuerst nach Punsand Bay und anschließend kamen wir an, am nördlichsten Punkt des australischen Festlandes. "The Tip", "Cape York" genannt oder für Aboriginal auch "Pajinka". Ich könnte mir kein schöneres Bild von der Kulisse dort vorstellen. Es ist schlicht unbeschreiblich und mit Bildern und Videos nicht einzufangen. In den angrenzenden Regenwald mischen sich Palmen, die dem weißen Strand in eine Tropisches Paradies verwandeln. Mangroven säumen einen Teil der Bucht und das Wasser ist so flach, dass man bestimmt einen Kilometer hinein laufen könnte. Danach färbt es sich in pures Azur und variiert durch die verschiedensten Tiefen. Wir marschierten zur Spitze über einen Felsen und konnten dieses Bild so perfekt aus der Höhe überblicken. Atemberaubend.

Wir schliefen am Somerset Beach. Klar, wieder mit Lagerfeuer und Gitarrenmusik. Als wir zuvor Feuerholz im Mangrovendschungel sammelten bekamen wir einen kurzen Schock, denn Olivier trat fast auf eine Schlange. Die war von beträchtlicher Länge, etwa 3 Meter, und klar wussten wir auch nicht ob sie giftig ist. Am Feuer saßen wir mit 6 weiteren Franzosen, die wir dort trafen. Es waren die ersten und einzigen anderen Touristen, die wir in der ersten Woche sahen. Es hat seine Vorzüge in der Monsunzeit zu reisen, speziell wenn es keinen Tropfen Regen gibt und wir das perfekteste Wetter genießen konnten :-).

 Unsere Abenteuerlust würde uns am nächsten Tag, Dienstag, dann wieder zum Verhängnis. Ein Weg war nun zum Ende der Saison für unser Auto eine Nummer zu anspruchsvoll und die Räder gruben sich in den tiefen Sand. So tief, dass das verfluchte Ding aufsaß. Wir mussten also kreativ werden und gruben und bauten Brücken aus herumliegenden Holz. Keinen Zentimeter bewegte sich das blöde Auto. Das war morgens um 10 Uhr. 3 Stunden später triumphierten wir als wir 10 Meter vorwärts kamen, jedoch gleich wieder versanken. Na toll. Ein wenig Verzweiflung machte sich breit, meinerseits gemischt mit Angst, da wie gesagt kein weiterer Tourist zu erwarten war und wir so ziemlich im lebensfeindlichsten Umfeld steckten. Wortwörtlich. Um die Geschichte hier jedoch abzukürzen kam schließlich doch noch unser Engel in seinem weißen Gewand (Landcruiser) dahergefahren. Loklan wollte eigentlich nur einen schönen letzten Tag mit seiner Freundin verbringen, die er am nächsten Tag verabschieden musste, aber wie Engel so sind half er uns aus der Misere. Wie beschrieben, unser Auto war verflucht und so gab es noch weitere "Hindernisse". Die Reifen waren nach der Tortur platt, eine Felge komplett zerfetzt (bis heute unerklärlich wie das passieren konnte) und die Bremse war nicht mehr funktionstüchtig. Ja, gute Voraussetzungen für den weiteren Trip. Dass sich Türen und Kofferraum nicht mehr öffnen ließen waren da nur nebensächlich. In der Befreiungsaktion hatten wir sogar einen Baum zu fällen um das Auto zu heben. Hach ja, ein spezieller Tag sage ich euch. Aber so ist es doch immer, die größten Unglücke geben am Ende die besten Stories und Erinnerungen. Es war tatsächlich ein Highlight der ganzen Tour, denn Lacklan lud uns für den nächsten Tag zu sich ein und wir verbrachten einen wundervollen Tag in seinem Haus am Strand. Er wohnt am bezaubernden Punsand Bay mit seinen 4 Hunden. Eine Dusche fühlte sich nach 5 Tagen wahrlich berauschend an, auch wenn es nur mit einem Kübel voll Regenwasser war. Loklan lebt am Cape schon 7 Jahre und hat einiges Wissen über die Gegend und die Tiere. Er bot uns ein weiteres Abenteuer, als er unseren Tourguide zum Krokodilspotting spielte. In einem nahegelegenen Süßwassersee tummeln sich diese Monster und wir wollten sie sehen, denn am Strand war uns bis dahin noch keines begegnete, trotz der eigentlich hohen Chance. 
7 Uhr schlug die Stunde und die Sonne war gerade untergegangen als wir am Lake Wicheura ankamen. Mir war auf jeden Fall mulmig in der Dämmerung durch die zum Teil hohen Gräser entlang des Sees zu laufen. Das Herz schlug mir vielmehr bis zum Hals und mit eintretender Dunkelheit steigerte sich synchron mein Puls. Sehr cool! (Im Rückblick) Wir konnten sogar welche sehen, leider jedoch nicht zu nah. Krokodilaugen leuchten im Schein der Taschenlampe rot und das machten wir uns bei der Verfolgung zu nutze. Auf dem Rückweg machten wir auch noch ein paar Schlangen aus, die ebenso nachtaktiv sind. Am liebsten wäre ich noch länger geblieben in dem tollen Strandhaus von Lacklan, aber am nächsten Tag ging es für uns weiter zum Chilli Beach. Das ist ein idyllischer, langer weißer Sandstrand der von Palmen gesäumt ist. Dort verbrachten wir 2 Tage mit einer Dschungelwanderung und relaxen am Beach. Zum Abendessen gab es dort Kokusnuss, die wir frisch von der Palme ernteten. Südseefeeling... Von ein paar Aussis, die offensichtlich auf Männerurlaub waren, bekamen wir sogar ein paar frisch gefangene Fische geschenkt. So klappt also autonome Versorgung :-). 

Schließlich fuhren wir Sonntag weiter südwärts und zurück in die Zivilisation. Nach mehr als einer Woche und einer 2-Liter-Regenwasserdusche hatten wir das wahrscheinlich auch langsam nötig. Wir verbrachten 2 Tage um Cooktown, was ein wirklich süßes kleines Städtchen ist. Schliefen am Elim Beach, bestiegen den Mt. Cook auf den Spuren von James Cook, der hier 1770 mit seinem Schiff Endavor gelandet ist. Am besten hat mir hier die Aussicht vom Archer Point gefallen. Von da aus befuhren wir Mittwoch dann den Bloomfield Track. Dieser Allrad-Weg windet sich anspruchsvoll, doch wunderhübsch durch den Daintree Rainforest. Generell haben wir uns vorgestellt, dass all unsere Wege auf der oberen Halbinsel sehr sehr anspruchsvoll gewesen wären, wenn man gerade nach der Regenzeit reist. Also im Mai, denn dann sind die Flussüberquerungen proppevoll und man hat sicherlich ganz anderen Nervenkitzel da entlang zu fahren. Wir hatten hier nun nur ein "Crossing" im Regenwald zu meistern und das war nicht allzu tief. Daintree ist der älteste noch erhaltene Regenwald und ist Weltkulturerbe. Ich wollte unbedingt eine Wanderung unternehmen und da es der einzige Track war fiel die Entscheidung darauf den Mt. Sorrow zu besteigen. Donnerstag machten wir uns zeitig morgens auf den Weg und es hat sich wirklich gelohnt. Es war spektakulär diese Natur im Wald zu erleben und auch der Regen, der ganz klar zu unserer REGENwaldtour einsetzte könnte da keinen Abbruch leisten. Lediglich die kleinen Blutegel, die ab 500 m Höhe zu Hunderten auf uns lauerten säuerten etwas die Stimmung. Egal wie schnell man lief, die Biester waren schneller an den Beinen und ungelogen hatten wir aller 5 Minuten wieder 10 neue zu entfernen. Dafür hörte es dann auf zu regnen, als wir auf der Empore auf 680 m ankamen. Für die Erklimmung waren 6-7 Stunden vorgegeben, wir sportlich junge Meute, schafften es allerdings schon in 4,5 Stunden. Ja das war wirklich schön. Am Abend entdeckten wir am Coconut Beach einen kleinen Unterstand, den jemand sehr gekonnt errichtet hat und schliefen darunter, quasi mit direktem Blick aufs Meer und den Sonnenaufgang am Morgen. Unser Luxus zum Nulltarif.





auf Kasuar-Spottingtour

Dinner am Strand 

Einer der Blutegel von Mt. Sorrow

Erklimmung Mt. Sorrow

Regen im Regenwald




"Leicht schwitzend" bei der Wanderung auf Mt. Cook


Cooktown 

Typisches Bild in Aboriginal Kunst, mit Aboriginal Fahne, dem schwarzen Palmenkakadu und dem normalen, außer dem ist ein Stachelrochen zu sehen

Sonnenaufgang at Chilli Beach 


Lecker Kokosnussdinner



Chilli Beach 


White lipped Tree Frog -  zu finden in Lacklan's Küche


Beim Krokodilspotting mit Lacklan 


geringfügig zerstört

Phyton 


The Tip





Fruitbatfalls 




Hier wird noch Arbeit geschaffen! Ein als Stoppschild fungierender Roadworker 
Gigantische Mangroven 

Sonntag, 6. Dezember 2015

Auf Tauchgang in Cairns


Nachdem mich meine Reise nun schon in fast jedes Bundesland in Australien verschlagen hat , (zuerst New South Wales, dann Victoria, Abstecher über Southern Australia nach Northern Territory und Western Australia) bereise ich nun Queensland in meinen letzten beiden Monaten Down Under. 
Am 24.11. kam der Tag des Abschieds für meine lieb gewonnenen Cowboys und Mechaniker auf der Farm. Jim fuhr mich am Morgen nach Newman zum Flughafen, von wo aus ich über Perth nach Cairns flog. Für alle Geografiegenies; das liegt oben ganz rechts. Nun ja und dieses "oben rechts" lässt es relativ nah am Äquator sein, was für ein tropisches heiß-feuchtes Klima sorgt. Und Julia reist auch noch gerade zu Beginn der Regenzeit an.
 Im übrigen auch Brutzeit für die Krokos, mit denen man hier überall rechnen darf. Das macht die Biester natürlich auch nicht gerade zahmer. Aber ich werde es nicht drauf anlegen denen zu nahe zu kommen, dachte ich mir. An meinem ersten Tag am Strand von Cairns wurde mir dies direkt wieder vor Augen geführt, als ich ein Warnschild vor Krokodilen vorfand. Direkt an der Promenade!
Krokos überall

mein Couchsurfing Host & ich 

Hab mich sogar an seine Schlangen getraut


Tauchgang

Cairns, umgeben vom tropischen Regenwald



Kajaktour zur Double Island vor Palm Cove

Die Badelagune in Cairns

Scheinbar muss man überall mit denen rechnen, da sie wohl auch im Ozean schwimmen.
Aber die in die "kalten" Fluten (28℃!) des Ozeans stürzt man sich hier ohnehin besser nicht, denn der nächste Feind ist nicht so leicht auszumachen. Quallen. Und von der Sorte, die man besser nicht berührt, wenn man auf einen Krankenhausaufenthalt verzichten mag. Daher haben die gewieften Aussies mit Netzen abgesperrte Schwimmbereiche am Strand geschaffen. Und dahinein hab auch ich mich dann getraut, auf der Suche nach etwas Abkühlung.Die saftig grüne Natur des Regenwaldes und das tiefblaue Wasser bilden hier in Queensland einen wunderschönen Kontrast und erst recht für meine an den roten Staub der Pilbara gewöhnten Augen. Der Unterschied könnte größer fast nicht sein.
Die Fee der armen Backpacker war mir gleich wieder hold und ich habe einen Platz auf Karls Couch bekommen. Karl hat sich wirklich alle Mühe gegeben und hat mir ein paar tolle Tage beschert. Seine Wohnung befindet sich direkt in einem Urlaubsresort und beim Blick aus dem Wohnzimmer staunte ich über den schönen Swimmingpool. Nicht nur das, die Wohnung liegt an Cairns's wohl schönstem Strand in Palm Cove. Eine ruhige Gegend, die von Touristen mit vollerem Geldbeutel besucht wird. Auf jeden Fall durfte ich mich am nächsten Tag auf Karls Harley Davidson schwingen, als er mir  Port Douglas und das Sterne Resort Thala Beach gezeigt hat. Einen kleinen Zwischenfall gab es als wir in das Bergdörfchen Kuranda fuhren, denn wir hatten einen Platten. Somit kann ich nun auch behaupten mit einem Abschleppdienst in Australien gefahren zu sein. Juhu! Das hat natürlich die Stimmung an dem Tag etwas getrübt, zumal es auf dem Hinweg geschehen ist, aber zumindest ich habe die Aussicht auf den Barron
Waserfall auch genossen.
 Ich habe mich sogar auf den Ozean mit seinen Quallen, Krokodilen und Haien getraut als wir auf eine kleine Insel vor Palm Cover gepaddelt sind. Dort habe ich Stachelrochen gesehen. Kennt ihr Steve Irvan?...der Crokodile-Dundy... der verrückte Aussi wurde schließlich nämlich von so einem getötet.
Und da ich natürlich voller Tatendrang stecke habe ich mir schon meine nächste Etappe organisiert. Am 05.12. werde ich von zwei Franzosen, Olivier und Pierre, eingesammelt. Mit den beiden bereise ich zwei Wochen lang den nördlichsten Part von Queensland, Cape York. Diese Reise verspricht pures Allrad- und Naturabenteuer abseits jeder Zivilisation und ohne Mobilfunknetz. Ich werde aber vor Weihnachten wieder zurück sein und mit Olivier direkt weiter die Ostküste nach Süden entlangfahren. Sofern wir uns dann noch immer sympathisch sind versteht sich. Ich freue mich schon total auf das Abenteuer und hoffe dass mich die Krokos des Nachts in meinem Zelt nicht anknabbern. :-)
Ich konnte mir auch die einzigartige Möglichkeit nicht nehmen lassen im Weltkulturerbe Great Barrier Reef tauchen zu gehen. Wenn man schon mal hier ist dacht ich mir, wäre es doch blöd an der falschen Ecke zu sparen. Es war mein erster Tauchgang und es war spitze aber ich werde zugegebener Maßen kein Hobbytaucher. Nicht, wenn ich es mit schnorcheln kompensieren kann. Am Anfang hatte ich auch Muffensausen und mein Gemütszustand beim herabtauchen pendelte zwischen: "ach ja ist das schön, und die netten Fischis da..." und nahezu hyperventilieren während seichten Panikattacken. Auf  Ca. 8 Metern dann als ich richtig schwimmen konnte ging es mir dann aber gut und ich hab Nemo und seine Clownfischfreunde in einer Annemone bestaunt. Ich hatte auch das Glück einen Riff Hai gesehen zu haben was wirklich toll war und zwei riesen Schildkröten die ich beim grasen gestalkt habe.

Im übrigen ist Cairns eine echte Partymetropole. Als Europäer  bin ich sicher nicht prüde oder verklemmt aber was hier abgeht ist ganz ehrlich eine andere Hausnummer. Liegt wohl an dem Dauerurlaubsgefühl der Backpacker, die die Stadt gefühlt zu 95% bevölkern. Somit hatte ich auch einige sehr lustige Abende und eine Woche mit wenig Schlaf und habe wieder super viele Leute kennen gelernt.




Sonntag, 25. Oktober 2015

Going back, out back !

Cowboysden kleinen entdeckte ich am meinem letzten Tag auf der Station. Seine Eltern sind vor uns geflüchtet aber er hat das scheinbar nicht realisiert. #juhuuu#

Kamelspuren :-) 



Bore-Buddies, Bradley & ich 

Ein Dingo , neugierig beäugt von einem Kalb

Känguru - Jack

unser letztes Yard

Während der Muster , der Helikopter bei der Arbeit



Vorm ersten Regen

Durstig der kleine, hat nach jedem Tropfen geschnappt

Ich mit meiner Tagging Zange


Keine Damenhände mehr

v.r. Gabriel, Bradley, Tom, Brian, Cédric, Roy, Jim, Benni und ich 

Mittagspause für Cowboys
Nach vielen Fragen und Interesse an Details bekommt ihr nun einen tieferen Einblick in mein Leben auf der Roy Hill Cattle Station.

Inzwischen mussten wir einen Teil unserer Crew schmerzlich verabschieden. Lars wird nach 4 Monaten auf der Farm seinem Backpackerleben folgen und weiterreisen, Joe trifft Polly wieder und sucht mit ihr nach einer neuen Arbeit und neuen Erfahrungen und mein Laurent kann nicht länger in Australien bleiben, da sein Visa ausläuft. Auch Tony, der erst mit mir angekommen ist verlässt uns schon wieder und wir haben eine vom Grunde auf neue Crew. Was auf der einen Seite ziemlich traurig ist, bringt auf der anderen Seite neue interessante Leute und Austausch.
Dank Laurent habe ich nun auch einige richtig gute Bilder von der Farm. Er ist wirklich ein begnadeter Photograph und stellte mir ein paar seiner wundervollen Ablichtungen zur Verfügung. Einige Bilder von ihm und der Station könnt ihr bei Interesse online auf seinem Facebook Profil einsehen oder in seinem Blog. (Laurent Thézé - Trips n' Shots @ Facebook  or https://thezelaurent.wordpress.com/ ) Er veröffentlichte auf seiner Seite unter anderen auch ein Bild von mir, welches tatsächlich von einem recht großen Verleger, dem Outback Magazin, publiziert wurde. Ich bin nun also auch Cowboy-Model. ;-)

Nachdem wir uns von einem deutschen Mitglied verabschiedeten, begrüßten wir nun Gabriel aus Hamburg und Tom aus Wilsdruff. Ha, was die Welt nicht für ein Dorf ist. Außerdem hießen wir Roy und Bradley als echte Australier herzlich willkommen.

Nun zur genaueren Standortbestimmung:
Unser nächster Kontakt zur Zivilisation ist Newman, welches man 100 km südlich in einer Fahrstunde erreicht. Diese Kleinstadt wurde für die Minenarbeiter errichtet und bietet nicht besonders tolle Attraktionen. Die gesamte Gegend der Pilbra Region um uns ist sozusagen vermient. Keine Sorge, keine Überbleibsel aus dem zweiten Weltkrieg oder ähnliches. Nein, es ist eine einzigartig ergiebige Region für Eisenerz und mit aus diesem Grunde ist die reichste Person Australiens und die reichste Frau der Welt unsere Nachbarin. Gina Rinehart ist Eigentümerin einer angrenzenden riesigen Mine.

Nördlich befindet sich in ca 250 km Marble Bar als nächster Ort. Er ist bekannt als der heißeste Ort Australiens und im Guiness Buch der Rekorde, da das Thermometer hier für 160 Tage nicht unter 37,8  Grad gefallen ist. Ihr ahnt nun also, dass ich nicht friere und wir uns am Ende des Tages auf unsere kalte Dusche und Klimaanlage im Zimmer freuen. Die letzten Tage heizten uns mit 39 Grad ein und es ist gerade einmal Frühling. Seit dem ich auf der Farm bin hatten wir nie Regen und gerade einmal einen Morgen mit ein paar Wölkchen. Doch nun kündigt sich langsam die anstehende Regenzeit an und die Hitze des Tages wird ab und an durch ein paar kräftige Monsunregengüsse durchbrochen werden. Ich habe mich ganz gut an diese heißen Tage hier gewöhnt mittlerweile und manchmal, wenn wir in den Genuss eines zeitigen Feierabends kommen, stürze ich mich auch in die kalten Fluten des sich an der Farm entlangschlängelnden Fortescue Rivers. Hier habe ich eine ganze Menge "Wildlife" zu Gesicht bekommen.

Der Fortescue River ist auch das einzige Gewässer im weiten Umfeld. Die Farm und die Tiere auf der Station werden durch Brunnen mit angeschlossenen Wasserpumpen versorgt, welche wir auch täglich warten müssen. Und genau das ist ab nun mein Job, nachdem wir die mustering Saison mit einem Tränchen im Auge verabschiedeten. Zwei Monate "chasing cows" haben nun leider ein Ende und gekürt wurde der Schlussstrich, indem wir die allerletzte Kuh in unserem Yard in die Freiheit entließen, da sie nicht mehr mit auf den Truck gepasst hat. Was für ein Schicksal!
Nun trage ich also den Titel bore-run-girl und diese Aufgabe macht mir Spaß, denn ich kann den Großteil des Tages im Outback verbringen, um in meinem Ute zu den über 20 Wasserstellen zu fahren. Auf meinem Weg kann ich einige Tiere sehen und mache auch noch unsere Rinder glücklich indem ich sie mit frischem Wasser versorge.

Die Geschwister Murray und Ray Kennedy sind die Eigentümer der Roy Hill Station. Die beiden haben schon über 80 Jahre auf dem Buckel, sind aber dennoch recht agil und geben uns hin und wieder eine Hand auf der Farm. Die Station ist in ihrem Eigentum seit den 70ger Jahren und sie machten aus der einstigen Schaffarm eine Rinderfarm. Auf den 330.000 Hektar Land leben heute geschätzt 30.000 Rinder. Davon wurden in diesem Jahr schon 7.000 verladen und verkauft. Die Rinder sind ein Mix der gebährfreudigen Rassen Santa Gertrudus und der australischen Short Horns. Um die Tiere etwas "kleiner und runder" zu bekommen hat Brian vor einer Woche 60 Dreadmaster Bullen hinzugekauft. Die dürfen in den nächsten Jahren hier ihren Spaß mit den Kühen haben und ihre Gene verteilen. Der Preis für einen dieser Einjährigen liegt bei etwa 1.400 € pro Stück. Durch die Muster erzielt die Farm einen Erlös von +/- 250.000 € pro Woche. Das hört sich enorm an, jedoch bleibt leider nicht viel Gewinn für die Kennedys hängen am Ende. So viel zu den betriebswirtschaftlichen Details ;-)


Nun lasst mich euch einen Tag ins Outback mitnehmen, so wie ich hier nun 8 Wochen verleben konnte:
"Let me take you back, out back."

Es ist Sonnenaufgang, 6 Uhr morgens, die Dieselmotoren surren und unsere Ute's lassen riesige Staubwolken aufwirbeln die langsam entlang des roten, ungeteerten Weges ziehen, der zum Cattleyard führt. Es ist Mittwoch, mustering day, und die Spannung lässt sich in unseren Gesichtern ablesen während wir geduldig auf das Startsignal warten. In der Ferne sieht man hin und wieder die Helikopter über den Büschen kreisen und aus der Radioanlage hören wir nun endlich Niffy, eine unserer Piloten, in kratzendem, verzerrten Ton, dass wir nun gebraucht werden um den Mob in unser Yard zu bringen. Zu diesem Zeitpunkt saßen Niffy und Jason schon 3 Stunden in ihren kleinen Helikoptern und trieben Rinder mit waghalsigen Manövern aus ihren Verstecken unter Bäumen und aus kleinen Wäldern hervor. Sofort schießt das Adrenalin in unser Blut und unsere Jeeps geben extra lautes grölen von sich, als wir nun über Stock und Stein und durch tiefe Gräben rumpeln.
Manchmal lässt sich wirklich nur erahnen was durch die Radioanlage gesprochen wird, da es zu zerkratzt ist, aber wenn die Lautstärke abrupt ansteigt und man Brian etwas ins Mikrophon schreien hört, vergewissert man sich besser schnell seiner Position. Oft ist dann ein Jeep genau an verkehrter Stelle, nämlich dort wo wir die Herde eigentlich hintreiben wollen. Es ist gar nicht so einfach und bedarf einiger Übung mit einem Auto den Mob aus 300 bis über 1000 Tieren in die gewünschte Richtung zu treiben und dafür zu sorgen, dass sich keines von der Herde absondert und aus dem Staub (oder in den Staub :-) ?!) macht. Wenn wir den heikelsten Part gemeistert haben und wir aus den Buggies springen um das große Eingangstor zum Yard zuzuschlagen und zu verriegeln atmet Brian tief aus und es purzeln einige Steine von seinen Schultern.
Die Cattlecrush schlägt mit einem lauten Knall auf und läutet unseren Nachmittag im Yard ein. Staubwolken hüllen uns ein, als die ersten Rinder durch das Race laufen, um zunächst von den Bullen getrennt zu werden. Auch hier geht es mit höchster Konzentration an allen Fronten voran, denn eine Färse oder Kuh im Bullyard würde mit großer Wahrscheinlichkeit die Nacht nicht überleben. Jeder ist auf der Hut um einer Attacke zu entgehen.
Und dann taucht er auf, aus einer Staubwolke die er mit seinen donnernden Hufen aufgewirbelt hat. Ein Bulle wie gemalt, in meinem Yard, wenige Meter entfernt. Er erstarrt und fixiert mich. Jeder weiß, was folgen wird. Ich treibe gerade Rinder in die Crush, als ich ihn nun im Augenwinkel auf mich zurennen sehe. Ein mehr oder weniger galanter Sprung auf das Gatter des Races rettet mich vor seinem monströsen Schädel, der nun mit voller Wucht nicht gegen mich, aber dafür gegen das Eisen schlägt und mich mal eben einen Meter weiter versetzt. Puhhh, Glück gehabt Julia!
Die physischen Anstrengungen und persönlichen Risiken auf Cattle Stations sind nicht vergleichbar mit jedem anderen Job. Nicht umsonst rangiert der Beruf auf Nummer 1 der roten Liste der Versicherungen in Down Under. Als Cowboy ist man sich dessen bewusst und findet gefallen daran und mit den meist gleichaltrigen
Kompanen macht die Arbeit gleich doppelt so viel Spaß.  Nicht zu vergessen die Vielseitigkeit des Jobs. Hier sind wir alle all-time all-rounder. Jeder kann schweißen, die Wasserpumpen der Brunnen betreiben, Wasserleitungen, Zäune und Generatoren reparieren, mustern (natürlich), Ölwechsel durchführen und überhaupt das Fahrzeug fahrbereit halten, Gabelstapler fahren, kaputte Reifen reparieren, Rinder verladen, ein Yard versetzen... die Liste ist unendlich.
Wenn das Licht des Sonnenunterganges die ohnehin rote Staubwolke über unserem Cattleyard in atemberaubende Farben taucht und unsere Rinder genüsslich am Heu knabbern, treten wir die Heimfahrt an. Mit knurrendem Magen und Gesichtern bedeckt von einer dicken Staubschicht, die uns alle ein wenig lustig ausschauen lässt, lassen wir unsere Ute's nach Hause rollen und genießen die Stille der vorbeiziehenden Wildniss.

Ja ich habe sie wirklich geliebt, diese Tage im Yard. Nach dem eigentlichen mustering day sortierten wir die Rinder die folgenden 2 Tage in Gruppen wie z.B. Weaner oder Mediums. Dabei stutzten wir auch die Hörner, kastrierten kleine Bullenkälber, verpassten die Farm spezifischen Ohrmarken und setzten den tag, einen kleinen "Ohrring", der Informationen zur Abstammung des Rinds verrät. Aber dazu habe ich ja auch schon im vorangegangenen Blog berichtet. Schade, dass es mir nicht möglich ist Videos und diesmal sogar Fotos erfolgreich hier hoch zu laden, aber der Speicherplatz meiner Kamera ist schon damit ausgeschöpft, sodass ich wenn ich einmal Zeit habe eine Art Kurzfilm zusammen stellen möchte. Den kann ich euch später persönlich zeigen oder als Link senden. Dann habt ihr eine echte Vorstellung vom Leben und den Abenteuern hier.

Ich plane bis Dezember auf Roy Hill zu bleiben und noch ein paar Groschen zu verdienen, bevor ich dann Asien genauer unter meine Lupe nehme nächstes Jahr, um im April/Mai dann in die Heimat zurück zu kehren. Nun, das ist Zukunftsmusik. Lasst uns den heutigen Tag genießen und im Moment leben :-)