Samstag, 16. Februar 2019

Vulkane in Chile

Nachdem wir uns auch schon ein paar Tage in Valparaíso gesehen hatten und Freunde wurden, war ich zum Geburtstag von Brian in Conceptión eingeladen. Da dies auf meiner Reiseroute lag, habe ich diese Party natürlich gern wahrgenommen. Diesmal hat er nicht nur zu elektronischer Musik, sondern auch zu Jazz gespielt mit seinem Saxophon. Er ist ein großer Künstler in meinen Augen, spielt neben dem Sax auch perfekt Gitarre und singt wundervoll. Ich genoss also die Gesellschaft und Möglichkeit auch selbst zu musizieren sehr.





Tagsüber erkundete ich den Strand von Lota, der nahe gelegen und ruhiger sowie idyllischer als jener von Conceptión (der 2. größten Stadt in Chile) ist.





Lota ist außerdem durch sein Kohlebergwerk "El Chiflón del Diablo" bekannt. Es soll weltweit das einzige sein, was sich unterhalb des Meers befindet. Jedoch wurde die Mine 1995 geschlossen. Die Tour in die unterirdischen Welten war jedoch beeindruckend.







Anschließend wollte ich nach Pucón um den Vulkan Villarrica zu besteigen. Von dieser Tour habe ich zuvor im Internet gelesen. Man muss im letzten Teil über Schneefelder mit Eispickel und Eisschuhen laufen und wird schlussendlich mit dem Blick in den Krater belohnt. Da das Ganze vergleichsweise leicht zu bewältigen ist, mit nur 8 Stunden Dauer und ich von meiner Vulkanbesteigung auf Lombok so begeistert war, wollte ich das unbedingt machen.
Brian hatte noch ein paar Tage frei und wollte über Freunde einen kostenlosen Aufstieg ermöglichen. Normalerweise kostet dies 130 €, was natürlich kein Schnäppchen ist. Aber die Hoffnung auf den Gratistrip durch den befreundeten Tourguide versüßte die Vorstellung. Das Ausleihen von Equipment war schon arrangiert und wir mussten uns nur noch die Genehmigung der Conaf einholen. Conaf ist die chilenische Forstbehörde, die alle Nationalparks hier verwaltet. Auch hier sind Behörden scheinbar ein wenig gemächlicher und wir mussten bis zum Abend warten, bis die Organisation nach dem Mittagsschlaf wieder öffnete.
Derweil schauten wir uns einen nahegelegenen weiteren See in Caburgua an und eine Lagune "Ojos de Caburgua".





Zu diesem Zeitpunkt gab es durch einen Waldbrand in der Region schon keinen Strom mehr in Pucón. Waldbrände sind sehr typisch in Chile, wie scheinbar viele weitere Umweltkatastrophen. Eine Woche nach meinem Aufenthalt in Atacama wurde die Region so überflutet, dass gesamte Straße unbefahrbar war. Und das in der Wüste!  Der Stromausfall wiederholte sich auch am Tag danach über jeweils 6 Stunden pro Tag in denen alle Geschäfte schließen mussten, da kein Licht und auch sonst nichts möglich war. Da wurde mir wiedereinmal bewusst wie abhängig wir heutzutage von der Energie sind.
Zurück bei der Conaf wurden unsere Hoffnungen auf den Vulkantrip aber zerstört. Ohne ein Zertifikat zum Vulkanguide dürfen wir den Park nicht besuchen heißt es. Da der Bekannte von Brian selbst arbeiten musste, konnten wir also nicht aufsteigen. Ich wollte noch schnell den Kompromiss eingehen und die Tour bezahlen, aber es waren keine Plätze mehr für den nächsten und unseren letzten Tag in Pucón frei. Der Ersatz war eine Rafting Tour, die als sehr wild angekündigt wurde. Es hat auch viel Spaß gemacht vom eisigen Schmelzwasser überspült zu werden und kleine Wasserfälle herunter zu stürzen und war zu meiner Erleichterung  keine gefährliche Aktion wie ich der Beschreibung nach zunächst vermutete.









Am nächsten Tag sagte ich "bye bye" to Pucón und "hallo" zu Chillán. Ich nutzte die Chance das letzte Mal bei einem Auftritt von Brian dabei zu sein. Am nächsten Tag wollte er mir außerdem die Region "Nevados de Chillán" zeigen, die im Winter das größte und wohl beste Skigebiet in Chile ist. Nach nur 4 h Schlaf wurde ich vom Wecker aus dem Schlaf gerissen und der Ausflug zum "Volcán Chillán" begann. Wieder mussten wir unsere Tour bei der lokalen Polizei anmelden, wo wir sahen, dass die Ampel des Vulkans orange war. Die Ausbruchsgefahr wird von Spezialisten durch die Farben Grün, Gelb, Orange und Rot gekennzeichnet, wobei orange bedeutet, dass es täglich kleinere Eruptionen gibt und Wanderungen zum Krater nicht durchgeführt werden können. Also wollten wir zu einem nahe gelegenen Gipfel wandern und hofften, dass wir den Vulkanausbruch sehen konnten. Die Zeit und Intensität dessen war jedoch natürlich nicht vorhersehbar und ein Glücksspiel. Auf dem Weg zum Bergmassiv sahen wir schon am Morgen Rauchschwaden und hofften, dass es nochmal geschehen würde an diesem Tag.



















Auf dem Weg machte sich schon zeitig der eklige "Eiergeruch" breit, der durch die schwefeligen Ausgasungen an den heißen Quellen in die Luft strömte. Zum Teil so intensiv, dass mir beinahe übel wurde. Aus diesem Grund und auch weil es ohnehin schon heiß war, nahmen wir kein Bad in den warmen Naturbädern.
Wir wurden nach einem sehr anstrengenden Aufstieg belohnt. Just am Viewpoint angekommen sah ich wie sich am Krater eine riesige Rauchwolke in die Luft erhob. Die Intensität dieses Moments war unbeschreiblich und einzigartig, da sich mit dem Wachstum der Rauchwolke auch meine Augen vor Erfurcht und Angst weiteten und Adrenalin durch den Körper jagte. Wenn sich diese Wolke nun senken würde wären wir verloren auf dem Hügel nicht weit vom Krater. Mein Instinkt befahl mir JETZT sofort loszurennen um den Abstieg anzutreten. Und so taten wir es auch. Jedoch wollten wir einen vermeintlich schnelleren, direkten Weg einschlagen, der nicht in Windrichtung lag. Diese querfeldeinweg Variante stellte sich jedoch als sehr schwierig heraus und führte nur durch die quälende Sonne wodurch ich mich leider sehr verbrannte. Aber schließlich schafften wir es herunter und behielten die großartigen Eindrücke des Trips in Gedanken. Ich weiß nicht wie wahrscheinlich es ist eine solche Erfahrung zu machen, aber ich glaube es wird für mich wohl die einzige sein und bin überglücklich darüber.








Nach dem Abschied von Brian am selben Abend trat ich noch immer verschwitzt und erschöpft die Nachtfahrt nach Puerto Montt an. Von diesem Ort aus wollte ich nach Patagonien fliegen um Rico zu treffen. Ich besuchte dort noch die vorgelagerte Insel von der aus man einen tollen Ausblick auf den Vukan Osorno hat.



In Chile gibt es viele deutsche Auswanderer und sogar ganze Städte. Und gerade im süden, nahe Puerto Montt viele dieser Ansiedelungen. Daher gibt es auch deutsche Beschriftungen und "Kuchen"! Das ist tatsächlich Streuselkuchen in der Auslage. Wer reist weiß, dass es jenseits Europa sehr unwahrscheinlich ist unsere Backwaren, Brote und Brötchen irgendwo zu bekommen. Daher ist dies etwas besonderes. Und auch hier gibt es lediglich Weißbrot.

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