Samstag, 27. Februar 2016

Let's get Asia started, in Kambodscha

Nach 8-stündigem Flug nach zunächst Kuala Lumpur (Malaysia) und anschließendem Weiterflug von 1,5 Stunden bin ich schließlich in Siem Reap, Kambodscha gelandet. In der Stadt, in der mein dreimonatiger Asientrip starten sollte. Hier bin ich nun schon weitere 3 Zeitstunden und 1/3 Wegstrecke näher an zu Hause, also quasi schon auf dem Rückweg.
Schon einmal etwas von Stiftung Julia-Kontrolle gehört? Der Flughafen Kuala Lumpur scheinbar auch nicht. Die Sicherheitskontrolle am Airport hat ihren Test leider nicht bestanden und ich frage mich wirklich für was man sich in solch lange Schlangen anstellen muss und sich und sein Gepäck durchläuchten lassen muss, wenn eine simpel von mir platzierte Wasserflasche einfach nicht auffällt. Eine weitere Kuriosität erlebte ich direkt nach Ankunft in Kambodscha, denn zu allererst musst du natürlich tief in die Taschen greifen und dein Visum mit 30$ bezahlen. Diese für mich ungebräuchliche Sorte hatte ich natürlich nicht am Mann. Somit war ich auf dem Weg mir welches zu beschaffen. Allerdings spukte der Geldautomat ohne auch nur zu fragen direkt US Dollar aus. Verdutzt dachte ich es sei vielleicht ein Touristending am Flughafen, weil es vielen so geht wie mir. Doch angekommen in der Stadt findet man Auspreisungen tatsächlich ausschließlich in Dollar und ich fand es ziemlich erschreckend, dass die eigentliche Währung, der Riel und somit auch ein Stückweit Kultur verloren geht.

Kambodscha empfing mich mit warmen schönem Wetter und dem typischen Asienflair. Laut, chaotisch, dreckig, die Luft voller Abgase. Ich fuhr mit dem Remork (eine Art TukTuk) in mein zum Kontrast sehr sauberes schönes Hotel, Bliss Villa.
Es zählt zu den am wenigsten entwickelten Ländern der Erde mit einem jährlichen BNE von Ca. 1.000 $ pro Kopf. Deutschland zum Vergleich hat 47.500 $. Und das trotz dem es jung ist. Ein Drittel der Bevölkerung ist unter 14 Jahre alt! Das ist aber auch der dunklen Geschichte geschuldet, zu der ich noch komme. Noch immer sind über 30% der Kinder chronisch unterernährt.

Mein Erkundungsdrang führte mich trotz Müdigkeit gleich nach Ankunft in die Stadt und gegen Abend auf den Nachtmarkt, der viele Souvenierstände hat.tDort traute ich meinen Augen kaum, als ich in Mitten des ganzen hektischen Treibens Jari wieder traf. Ich hatte den humorvollen Kanadier im Flugzeug kennen gelernt und wir konnten den Flug über nicht mehr stoppen zu quasseln, jedoch hatten wir uns dann nach Ankunft in Siem Reap leider verloren.


typische Souveniermaerkte ueberall

Ich habe zum Dinner das typisch Kambodschanische Gericht Lok Lak ausprobiert und nach ein paar Drinks mit den Jungs haben wir dann an einem Stand den Abend gekrönt und Insekten ausprobiert. Ich hatte eine Schlange am Spieß und ein paar Grillen. Kai hatte eine grosse Vogelspinne, einen Skorpion und keine Ahnung, andere Insekten... Es ist wirklich nicht so schlecht und ich bin froh, das ausprobiert zu haben. Einen Abend später kehrten wir sogar zurück und ich hatte Frösche. Haha, köstlich :-)

Lok Lak
Das war ein Teil der Auswahl an dem Insektenstand, tasty Vogelspinne in der ersten Reihe


Kai ich und Jari
Kai ist im übrigen Jari's Bruder, den Jari hier besuchen gekommen ist. Er arbeitet gemeinnützig als Englischlehrer in einem Dörfchen hier. Mit den Jungs habe ich mich öfter getroffen und wir hatten auch sehr lustige Partynächte. 


Im Grund war ich ja aber für die Tempel von Angkor in Siem Reap, die ich mir zunächst auf der kleinen Rundfahrt (30 km) mit dem Fahrrad ansah. Die Anlage ist wirklich riesig und ich konnte mir diese Dimensionen zuvor nicht vorstellen. Ich glaube es ist im allgemeinen nur möglich, wenn man da war. Angkor war zwischen 9tem und 12ten Jahrhundert das Hauptstadtgebiet des Khmer Königreiches. Die Tempelruinen um Siem Reap sind die Überreste von Hauptstädten und präsentieren noch immer die großartige Kunst , Religion und Architektur vom Volk der Khmer. Zu Hochzeiten lebten in der Region die ich mir ansah mehr als eine Million Menschen während das kleine Städtchen London aus 50 Tausend Menschen bestand.
Am bekanntesten ist wohl der Tempel Angkor Wat, der auf einer Fläche von 1,3 x 1,5 Kilometern von einem Wassergraben umfasst wird.
Ich wollte den Sonnenuntergang hier ansehen, aber es war nicht so großartig wie gedacht. Es war diesig oder es ist vielleicht auch Smog der den Sonnenuntergang etwas vernebelte. Am zweiten Tag war ich dann wie gesagt auf dem Fahrrad unterwegs um die verschiedenen Tempelanlagen zu erreichen. Sehr schön war Ta Prom, in dem Szenen des Filmes Tomb Raider gedreht wurden. 


Moench im Tempel Angkor Wat



ich bin auf eine Gruppe spielender Schulkinder gestossen



Tombraider-Tempel

die Remorkfahrer warten auf ihre Kunden schlafend in Haengematten 
 
Am nächsten Tag wollte ich den Sonnenaufgang über dem Angkor Wat Tempel sehen und mietete mir ein Remork mit Fahrer für den Tag. Gegen 6 Uhr wartete ich mit unzähligen Touristen auf die aufgehende Sonne. Unglaublich, diese Menschenmassen die da hin strömten. Ich entschied mich den Blick von Außerhalb des Tempels zu genießen, da es weniger überfüllt war und es gesellte sich Muddy zu mir. Ein Malaysier aus Singapur. Der kleine Künstler fing gleich an die Tempel zu skizzieren und wir hatten nette Unterhaltungen. Ich versprach ihn in Singapur zu besuchen, da ich nun ja weiß, dass mein Rückflug am 22.04. von da aus ist. 



Die Tempel, die ich an diesem Tag im 36 km langen äußeren Ring zu sehen bekam, waren nicht weniger beeindruckend.  








Mein Fahrer bot mir an mich mit auf eine Hochzeit seines Freundes zu nehmen, zu der er eingeladen war. Natürlich wollte ich mir diese einzigartige Möglichkeit nicht entgehen lassen! Wir feierten bei den Eltern der Braut zu Hause und das ganze Grundstück war als riesiges Festzelt hergerichtet. Am Eingang begrüßte uns der Bräutigam und freute sich tatsächlich sehr, dass ich mitgekommen bin. Sehr herzlich und gastfreundlich! Zuvor hatte ich mich bei meinem Fahrer erkundigt , was so die Traditionen sind und was besonders ist und hängen geblieben ist, dass Männer für die Ehefrauen bezahlen. 2000-3000 US$ wären da normal, was schon wirklich überdimensioniert erscheint. Zum Vergleich, die Miete von ihm beträgt 50$ im Monat. Das ist der Standard für eine normale Familie sagte mir mein Fahrer. Arme Familien haben da mit Sicherheit ein paar Discounts. ;-) 
Das Brautpaar zog sich alle 45 Minuten um und erschien zunächst in grün, dann blau, rot, weiß. Das ganze Dorf war eingeladen und am Ende hat jeder etwas Geld in einen Umschlag gesteckt, ihn mit Namen und Geldbetrag beschriftet und in eine Box geworfen. Die Frauen waren alle wundervoll zurecht gemacht und mit dickem Make-up und schönen Kleidern geschmückt. Ich habe da nicht nur wegen meiner Hautfarbe herausgestochen, sondern auch mit meinem Touristenoutfit. Ein wenig unwohl habe ich mich daher gefühlt. Aber alle waren so lieb und einige wollten sogar ein Bild mit mir. 





 Viele haben mir von weitem zugeprostet und ich habe mich sofort aufgenommen gefühlt in der großen Khmergemeinschaft. Wir wurden mit dem besten Essen versorgt und mein Glas füllte sich wie von selbst durch meine Nachbarn ständig wieder auf. Beim trinken nimmt man im übrigen hier nicht einfach so sein Glas in die Hand und beginnt, denn das ist unhöflich. Jedes mal stoßen alle gemeinsam an mit "dschull keow" und erst dann wird genippt!



Die Stimmung war einwandfrei und jeder hatte Feierlaune. Es wurde getanzt, getrunken, gelacht und gegessen. Wie sich das auch bei uns gehört. Als ich mich zwischendurch einmal erleichtern wollte und die Toilette betrat, wurde ich gleich zurück in die außertouristische Realität fernab meines luxuriösen Hotels geholt. Es begrüßte mich die typisch asiatische Stehtoilette. Auch in vielen "Restaurants" und überhaupt findet man die hier eigentlich überall. 


Essensvorbereitungen


Am Abend war ich mit ein paar Freunden zu einer Parade in der Stadt, die zum Auftakt des Chinesischen Neujahrs veranstaltet wurde.



Schließlich sagte ich Siem Reap  "lia hauij" und fuhr mit dem Bus in 8 Stunden in die Hauptstadt Phnom Penh. Auf dem Weg legten wir ein paar Stopps ein und ich sah wieder Stände mit ungelogen bergeweise zum Verzehr fertiger Vogelspinnen und halb ausgebrüteter Küken. Die Kambodschaner essen wirklich alles wie ich nun weiß. Das hat auch seinen nachvollziehbaren Grund, wie ich am nächsten Tag lernen sollte. Ich besuchte das Völkermord Museum Tuol Sleng oder auch Gefängnis S21 genannt. Vor nur rund 40 Jahren, von 1975-79 wurde in Kambodscha ein Viertel der Gesamtbevölkerung, also 3 Millionen Menschen auf grausamste Weise exekutiert. Es finden sich viele Gemeinsamkeiten zum Hitlerregime in Deutschland. Der regierende Pol Pot mit seiner Partei der Roten Khmer hatte den Willen das Land zu einem Bauernstaat umzubilden und ließ die gesamte gebildete Bevölkerung umbringen. Jeder der eine Brille trug, Kinder, Mönche, Ärzte, Menschen die eine Fremdsprache beherrschten... Zunächst gab es Arbeitslager aber schnell wurden die Menschen direkt in die Gefängnisse, wie das S21 gebracht um zunächst grausam gequält zu werden und anschließend an Hunger oder Verletzungen zu sterben oder zu den so genannten Killing Fields gebracht zu werden, wo sie einer nach dem anderen brutalst erschlagen wurden. Mit Hämmern, Schaufeln oder einfachen Bambusstäben, da Munition zu teuer war. 
Der Tag hat mich verständlicher Weise sehr erschüttert und mitgenommen aber ich bin sehr froh, dass ich die Möglichkeit hatte Informationen über die Historie dieses Landes zu bekommen. Dieses Mahnmal und Museum sind ein Must-See während eines Kambodschaaufenthaltes! 

Außerdem hat mir Phnom Penh nicht gefallen, da sehr dreckig, abgewrackt, laut, stinkig und Touristenunfreundlich. 



Gefängnis  S21

Monument auf den Killing Fields 

Aber ich habe dafür wieder viele sehr tolle Leute kennen gelernt. Dennoch wollte ich so schnell wie möglich weiter und stieg gleich am nächsten Tag in den Bus nach Sihanoukville. Die Stadt liegt direkt am Strand zum Golf von Thailand und war übervölkert von Einheimischen und natürlich auch noch vielen weiteren Touristen, denn in Kambodscha ist gerade Ferienzeit. Party machen ist ja gut und schön aber irgendwann brauche ich auch mal eine Pause! Dadurch ersehnte ich langsam Natur und eine friedvolle Umgebung. Daher entschied ich mich zu einer Bootstour auf ein paar vorgelagerte Inseln und Möglichkeit zum schnorcheln. Die Tour war gut und wirklich relaxend. Das Riff ist allerdings nicht schön und das Wasser nicht klar da wo wir waren. Ich habe Lennart kennen gelernt und wir haben uns zum Lunch einer einheimischen Familie angeschlossen, die am Strand gegessen hat. Die Feiertage um das Chinesische Neujahr werden hier in der Regel in Familie beim Picknicken verbracht. Auf jeden Fall war es sehr interessant mit Sokhorn zu plaudern und mehr über das Khmervolk zu erfahren.






Unser Bootsfahrer

Sonnenuntergang Sihanoukville 

Der nicht sooo schöne, bevölkerte Strand von Sihanoukville 




Für mich ist das Chinesische Neujahr weniger schön, denn die Behörden haben geschlossen und ich kann mein Visum für Vietnam nicht vorm 16.02. beantragen, weswegen ich ja eigentlich nach Sihanoukville gekommen bin. Die Zwischenzeit wollte ich effektiv nutzen und nach Kampot reisen um u.a. den Bokor Nationalpark anzusehen in dem noch Leoparden, Elefanten, Schwarzbären, einige Affen usw. zu Hause sind. Lennart schloss sich mir an für die zwei Tage. 
Kampot gefällt mir sehr gut und ist die schönste Stadt in der ich in Kambodscha war. Direkt nach Ankunft bin ich mit Lennart auf dem Roller auf den Berg Bokor gefahren. Also wir versuchten es und wurden von einem Platten auf halber Strecke der Serpentinenstraße aufgehalten. Hier bewieß sich wieder einmal die Freundlichkeit der Khmer als ein Ute mit etwa 6 Jugendlichen auf der Ladefläche anhielt, die 1,2,3 im Handumdrehen den Scooter auf das Auto wuchteten. Die Jungs sprachen kein Wort englisch aber waren so nett und ließen uns sogar vorn um Auto Platz nehmen. So bahnten wir uns unseren Weg wieder hinab, anders als wir uns vorgestellt hatten, mit unserem Gefährt auf einem Auto und mit weiteren 10 wildfremden Khmer. Nach der unkomplizierten Reparatur am Fuße des Berges waren wir unentschlossen noch einmal die Tour zu beginnen, da es schon 4 Uhr war aber wir rungen uns zum Glück dazu durch und wurden mit einem wirklich schönen Sonnenuntergang auf dem Berg belohnt.  






Am nächsten Tag wollten wir ein paar Höhlen im Umfeld erkunden und eine Pfefferplantage besuchen. Allerdings war es uns einfach nicht möglich trotz Reiseführern und Karten eine präzise Lagebestimmung vorzunehmen. Es hieß, wenn ihr beim weißen Pferd seid, dann seid ihr zu weit und müsst ein paar Kilometer zurück. Na super, da wussten wir also nun mehr. So fuhren wir auf gut Glück los und wurden wie durch ein Wunder wirklich fündig. Zuerst zu weit, also das weiße Pferd gefunden, was sich als Statue am Kreisverkehr herausstellte. Dann haben wir einfach irgendeinen Feldweg gewählt, der uns zum "Secret Lake" gebracht hat und wirklich schön zu befahren war, da sich links und rechts kleine Bauernhöfe und das wirkliche Farmleben in Kambodscha präsentierte. Da hatte so ziemlich jedes Häuslein seine Kuh vor der Tür stehen und manchmal auch ein Schwein, was am Fuß festgebunden rumlag. Umgeben das ganze von vielen Reisfeldern, die zur Zeit recht gelb aussehen, da Trockenzeit herrscht. Ich traute meinen Augen kaum als ich auf einem entgegenkommenden Scooter eine Kuh entdeckte, die auf dem Rücksitz festgeschnallt war. Unglaublich! Am Ende des Pfades präsentierte sich dann auch die Pfefferfarm, ganz neu erbaut und Öko. Ganz im Gegensatz zum übrigen Land, was so gar nicht Öko ist. Wir erhielten gleich eine Führung von der freundlichen Soklyn. Wir lernten einiges über den Anbau. Roter, weißer und schwarzer Pfeffer stammen alle von der selben Pflanze. Beim weißen wird nur die Schale entfernt und rot und schwarz haben verschiedene Reifephasen. Kampot Pfeffer ist Weltberühmt, soll sogar der beste sein und war von Tellern der französischen haute cuisine nicht wegzudenken. Das alles war auch mal französische Kolonie, daher wahrscheinlich. ;-)









Das "Weiße Pferd "


 Zum Schluss besuchten wir noch den letzten Küstenort Kep vor der Vietnamesischen Grenze. Dort ist ein berühmter Krabbenmarkt und ich gönnte mir einen Fisch für 1 €. Er sah ein wenig böse aus mit seinen Zähnen, schmeckte aber. 




Straße in Kampot


An einem Morgen begab ich mich auf den Markt. Hier werden wirklich alle möglichen Sachen gehandelt und angepriesen, da es keinen wirklichen Supermarkt gibt, wie wir das kennen. Mich interessierte hier die Agrarsektion am Meisten und es ist eine einprägsame Erfahrung. Durch die engen dunklen Gässchen entlang der Marktfrauen (und -Männer) zu laufen ist nicht nur eine logistische Herausforderung, weil man oft einfach nicht weiß wo man den nächsten Schritt inmitten der Massen hinsetzen soll, denn auch totale Reizüberflutung. Man läuft oder schiebt sich in einer nassen Gasse, gefüllt mit Flüssigkeiten von denen ich nicht genauer wissen möchte. So viele Händler, die direkt dabei sind ihren Fisch zu zerteilen oder dem Hühnchen den Kopf abzuhaken. Ich glaube ein Marktbesuch ist nichts für zartbesaitete Gemüter. Wie wahrscheinlich der gesamte Aufenthalt als Backpacker in diesem Land. In der Nacht verließ ein Backpacker unseren Schlafraum wieder, da er nicht inmitten der Ameisenstraße schlafen wollte, die sich entlang unseren Betten zog. Toiletten und Duschen sind grundsätzlich eines und wenn man solch ein Örtchen besuchen muss, fragt man sich besser nicht ob es nur Wasser ist, das gerade in die Flip Flops läuft. Klar sind auch fast überall Kakalaken im den Nassbereichen. Zum Glück hab ich mit all dem nicht so große Herausforderungen, ansonsten kann das Low-Budget reisen hier sicher schnell zum Albtraum werden.  

Marktabenteuer





Nach einer Woche Wartezeit konnte ich mir dann auch mein Visa in der Vietnamesischen Embassy ausstellen lassen.

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